Eine vom Verband Schweizer Medien in Auftrag gegebene Studie beziffert die Summe, welche Google an die Schweizer Medien zu entrichten hätte, auf mindestens 154 Millionen Franken.
Würden nämlich in der Trefferliste von Google keine Medien-Inhalte aufgelistet, wäre die Suchmaschine viel weniger attraktiv für die User und Userinnen – und Googles Einkünfte spürbar geringer. So zumindest lautet das Fazit der am Freitag publizierten Studie, die von Ökonomen der ETH und der Uni Zürich begleitet worden ist.
Zwar habe sich Google in der Schweiz als erste Anlaufstelle auf der Informationssuche etabliert und als Verteilzentrum für Zugriffe eine wesentliche Rolle für Medien eingenommen, räumen die Studienautoren ein.
«Es ist aber die Integration der Medien in die Google-Suchergebnisse, die die positive Nutzungserfahrung als auch die Nutzungsintensität von Google stärkt. Journalistische Inhalte steigern darüber hinaus die Attraktivität von Google und erhöhen die Zahlungsbereitschaft für die Nutzung von Google. Umgekehrt verringert sich die Wahrscheinlichkeit der Nutzung von Google, wenn journalistische Inhalte komplett aus den Suchergebnissen entfernt werden», heisst es in der Studie.
Und natürlich geht es auch darum, wie der Kuchen aufgeteilt wird. So zeige sich, dass Google einen kleineren Anteil der eintreffenden Besuche auf die Medien «verteilt», den grösseren Anteil der Besuche behalte Google in der eigenen Sphäre.
«Damit hält Google die wesentlich grösseren Chancen zu Kommerzialisierung für sich zurück. Das Teilungsverhältnis des für die Erlöse relevanten Online-Traffics schlägt also eindeutig zu Gunsten von Google aus», heisst es weiter in der 50-seitigen Studie.
Medien stellen jene Inhalte bereit, die Google Klicks bringen, kommen kommerziell aber zu kurz.
Die Studienautoren rund um den Zürcher Ökonomen Ernst Fehr reden von einem «Marktversagen, welches einer Regulierung bedarf».
Selbst zur konkreten Grösse des Kuchenstücks, das den Medien zustehe, äussert sich die Studie. Geht man von einem Marktvolumen für Suchmaschinenwerbung von 1,1 Milliarden Franken aus, hätten die Medien von Google 154 Millionen Franken zugute. Die Herleitung dieser Zahl sei «auch für andere Plattformen relevant».
Die Studie, mit der die Verleger die «Notwendigkeit eines Leistungsschutzrechts» untermauern, komme zur rechten Zeit. Auch der Bundesrat habe eingesehen, dass die Digitalisierung zu einer neuen, kommerziellen Nutzung journalistischer Leistungen geführt habe, ohne dass diese Leistungen abgegolten werden.
In Bälde startet die Vernehmlassung zu einem Leistungsschutzrecht nach Schweizer Art – nachdem es von vielen EU-Ländern bereits vor geraumer Zeit in Kraft gesetzt worden ist. In Deutschland war dies zum Beispiel am 1. August 2013.
Diese Studie wurde von dem Beratungsunternehmen FehrAdvice & Partners AG im Auftrag des Verlegerverbandes durchgeführt. Neben Mikroökonomie-Professor Ernst Fehr beteiligt war Stefano Brusoni, Professor für Technologie und Innovationsmanagement an der ETH.
Die Studienergebnisse wurden auch von Medien im Ausland aufgenommen, zum Beispiel vom «Standard» in Österreich.