Die Medienkonzentration verschärft sich weiter: Das nationale «Duopol» von SRG und Tamedia wird für die Meinungsbildung noch einflussreicher, wie aus dem neuen «Medienmonitor» hervorgeht. Aber auch die Zeitungen mit überregionalem Mantel-Teil sorgen für eine Ballung von «Meinungsmacht».
In vielen Gegenden der Schweiz formiere sich ein «Duopol» mit der SRG und Tamedia, heisst es in dem am Mittwoch vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom) veröffentlichten «Medienmonitor», der sich auf das Jahr 2018 bezieht.
Der Befund überrascht nicht allzu sehr, die Situation hat sich aber nochmals zugespitzt. Inzwischen ballt sich in den beiden grössten Häusern SRG und Tamedia bereits mehr als die Hälfte der nationalen «Meinungsmacht».
Konkret schlugen die SRG-Angebote 2018 schweizweit mit 35 Prozent zu Buche. Gegenüber der erstmaligen Veröffentlichung des «Medienmonitors» 2017 bedeutet dies ein Plus von 4 Prozent. Auch in allen untersuchten lokalen Teilmärkten lag die SRG vorne.
Tamedia ihrerseits verbuchte 16 Prozent am Schweizer Meinungsmarkt, ein Minus von 1 Prozent gegenüber 2017. Die im «Medienmacht»-Ranking führende private Anbieterin ist damit nicht nur national, sondern auch in der französischen und der deutschen Schweiz die klare Nummer zwei.
Das Gewicht der anderen Medienhäuser ist deutlich kleiner: Die NZZ-Mediengruppe und AZ Medien lagen 2018 auf den Positionen 3 und 4, mit einem Anteil von 6 Prozent respektive 5 Prozent. Mit ihrem Regionalmedien-Joint Venture CH Media, das seit dem 1. Oktober 2018 am Markt ist, werden die beiden Konzerne künftig als Nummer 3 firmieren.
Ringier musste 2018 eine Einbusse von 2 Prozent hinnehmen und erreichte noch 5 Prozent. Die regionalen Konzerne Gruppo Corriere del Ticino, ESH Médias und Somedia brachten es zusammen auf 3 Prozent der nationalen «Meinungsmacht».
Nicht zu unterschätzen: Zu diesen bekannten Namen kommt eine Vielzahl weiterer Medienanbieter, denen fast 80 der 176 untersuchten Marken gehören. Zusammengenommen kommen «die Kleinen», die nicht mit einer Stimme sprechen, auf immerhin 30 Prozent am nationalen Meinungsmarkt.
Bei den einzelnen Medienmarken war «20 Minuten» auch 2018 die «dezidierte Nummer 1» auf dem nationalen «Meinungsmacht»-Ranking. Das Pendlerblatt stelle «die einzige mehrsprachige Marke mit substanziellem nationalem Gewicht dar», heisst es in der Studie.
Auf Rang zwei folgt wie im Vorjahr SRF 1, auf Rang drei Radio SRF 1, dann Radio SRF 3, SRF zwei und der «Blick». srf.ch machte vier Plätze wett und landete neu auf Rang 9, die «Neue Zürcher Zeitung» verbesserte sich um 3 Plätze und lag neu auf Rang 13, Radio Energy lag mit zwei Platzgewinnen neu auf Rang 15.
Der «Tages-Anzeiger» verlor einen Platz (neu Rang 12), die «Coopzeitung» zwei Plätze (Rang 16) und das «Migros-Magazin» büsste drei Plätze im «Meinungsmacht»-Ranking ein (neu Rang 18).
Im Blick aufs Alter dominieren bei der SRG die 60- bis 79-Jährigen. Bei Tamedia ist das Muster genau umgekehrt, die grösste Altersgruppe im «Medienmacht»-Ranking sind hier die 15- bis 29-Jährigen. Auf tieferem Niveau wiederholt sich dieser Verlauf bei Ringier. Bei der NZZ-Mediengruppe und den AZ Medien ist die Altersverteilung ausgeglichen.
Zwar sei die Meinungsvielfalt im Untersuchungsjahr «weitgehend» gesichert, trotz der schwierigen Marktbedingungen. Dennoch mahnen die Studienautoren: «Der Schweizer Medienlandschaft sind die im Jahr 2018 akzentuierten Konzentrationstendenzen, sollten sie noch einige Jahre anhalten, kaum von Nutzen.»
Neben der SRG und Tamedia zielen die Autoren damit auch auf die Kopfblatt-Angebote im Print: «Einige Markenkombinationen verschaffen sich in Medienräumen eine grosse Meinungsmacht für überregionale Inhalte, die relativ nahe am Schwellenwert von 50 Indexpunkten liegt - insbesondere die Kombinationen BZ/´Bund` im Medienraum Bern, ´Luzerner Zeitung` in der Zentralschweiz, ´St.Galler Tagblatt` in St. Gallen und ´Südostschweiz` in Graubünden.»
Um die «Meinungsmacht» zu ermitteln, haben die Studienmacher von Publicom die Mediennutzer danach gefragt, was bestimmte Medienmarken als Informationsquelle taugen. Diese Online-Umfrage verrechneten sie in einem zweiten Schritt mit den Reichweiten-Studien von Mediapulse, Wemf und Net-Metrix.
Herausgekommen ist eine Kennzahl, die für das «relative Potenzial von Medienmarken steht, um meinungsbildende Wirkung zu entfalten».