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Donnerstag
11.03.2021

Medien / Publizistik

«Die neu eingesetzte Login-Technologie ist eine gute Lösung für ‚20 Minuten’», sagt Geschäftsleiter Marcel Kohler... (Bild: zVg)

«Die neu eingesetzte Login-Technologie ist eine gute Lösung für ‚20 Minuten’», sagt Geschäftsleiter Marcel Kohler... (Bild: zVg)

Die lang angekündigte Login-Allianz der Medienhäuser ist am Mittwoch mit der Einführung des Ringier-Logins bei «20 Minuten» Realität geworden. Im nächsten Jahr sollen weitere Titel von der TX Group und CH Media sowie die Zeitungen der NZZ-Gruppe folgen.

Im Interview mit dem Klein Report spricht «20 Minuten»-Geschäftsleiter Marcel Kohler über die neue Login-Allianz, weshalb sie mit «20 Minuten» und Ringier an den Start geht und was mit den Daten der Leserinnen und Leser geschieht. Die Fragen stellten Ursula Klein und Jonathan Progin.

Die Einführung einer Login-Allianz zwischen Ringier, TX Group, CH Media, NZZ und der SRG ist schon seit mehreren Jahren im Gespräch. Weshalb hat der tatsächliche Start von «20 Minuten» so lange gedauert?
Marcel Kohler: «Während der Corona-Krise wurden die gemeinsamen Arbeiten am Login sistiert, was ein gutes halbes Jahr Verzug zur Folge hatte. Zudem sind die technischen Herausforderungen des Logins nicht zu unterschätzen. Wir wollen unseren Nutzer und Nutzerinnen eine gute und bequeme Login-Lösung bereitstellen, die in technologischer und datenschutztechnischer Hinsicht dem State of the Art entspricht. Um diese Ziele zu erreichen, nehmen wir uns gerne die dafür nötige Zeit.»

Weshalb starten zuerst nur «20 Minuten» und die Ringier-Medien?
Kohler: «Bei ‚20 Minuten’ hatte die Einführung des neuen Login-Tools Priorität, da die Verschärfungen im Bereich des Datenschutzes und die Abschaffung von Third-Party-Cookies durch die Browserhersteller perspektivisch einen negativen Effekt auf die Werbeerlöse aller werbefinanzierten Portale haben. Als rein werbefinanziertes Medium ist ‚20 Minuten’ davon besonders betroffen.»

Für die Entwicklung und den Betrieb werden Ringier und die TX Group das neue Joint-Venture-Unternehmen OneLog gründen, zu dem später voraussichtlich auch CH Media und die NZZ stossen sollen. Können Sie erklären, weshalb für die Login-Allianz die Gründung eines neuen Unternehmens nötig ist?
Kohler: «Durch ein Joint Venture sind alle Allianzpartner zu gleichen Teilen an der Gesellschaft, die die Eigentümerin der Login-Software ist, beteiligt. Ausserdem bietet ein Joint Venture Vorteile beim Datenschutz.»

Welche Vorteile bringt dieses neue Unternehmen für das TX Group-Subunternehmen 20 Minuten mit sich?
Kohler: «Die neu eingesetzte Login-Technologie ist eine gute Lösung für ‚20 Minuten’, weil es eine für Medien massgeschneiderte Lösung ist, die viele Funktionen in erprobter Form ‚out of the box’ zur Verfügung stellt. Damit sparen wir enorm Zeit in der Einführung und es verringert unser Risiko, weil wir ein erprobtes Produkt einsetzen.»

Was erhoffen Sie sich von der neuen Login-Allianz? Und was für zusätzliche Vorteile biete sie den Leserinnen und Lesern?
Kohler: «Durch den Einsatz des neuen Tools vereinfacht sich das Handling für die Nutzer und Nutzerinnen und sie können sich mit dem gleichen Login auch bei den Ringier-Medien anmelden. Unser Ziel ist es künftig, unsere Plattform für jede(n) Nutzer oder Nutzerin attraktiver zu machen. Natürlich gibt es einzelne Nachrichten, die für alle Leser und Leserinnen relevant sind, aber es gibt genauso persönliche Vorlieben, beispielsweise für Sport, People News oder Politik, die wir so besser bedienen können. ‚20 Minuten’ wird ausserdem demnächst verschiedene Inventives einführen, wie zum Beispiel exklusive Wettbewerbe. Details dazu kommunizieren wir zu einem späteren Zeitpunkt.»

Wie werden Leserinnen und Leser die Login-Allianz visuell wahrnehmen?
Kohler: «OneLog wird gegenüber den Nutzern und Nutzerinnen sichtbar sein, beispielsweise im Login-Cockpit oder bei Verifikations-E-Mails. Die einzelnen Marken stehen aber klar im Vordergrund.»

Welche Werbeanzeigen werden die Leserinnen und Leser sehen, wenn sie sich von nun an auf 20min.ch einloggen? Sehen sie dann nur Anzeigen, die für «20 Minuten» gebucht sind, oder werden auch andere angezeigt?
Kohler: «Zwischen ‚20 Minuten’ und Ringier werden ausschliesslich die für das Login notwendigen Daten ausgetauscht, einen Datenaustausch zu Werbezwecken gibt es nicht. Nutzer und Nutzerinnen von ‚20 Minuten’ sehen deshalb die Werbung, die sie auch bisher bei uns gesehen haben.»

Und wie sieht es in Zukunft mit der Werbung und Nutzerinformationen in der Login-Allianz aus? Werden persönliche Daten wie Geschlecht oder Alter über das gesamte Netz der Login-Allianz ausgespielt, zum Beispiel über ein Dashboard?
Kohler: «Nein, die Login-Daten werden vom neu gegründeten Joint-Venture-Unternehmen kontrolliert. Es findet auch kein Datentransfer statt, die Daten bleiben innerhalb des Joint Venture.»

Können Werbekunden ihre Anzeigen für alle Medienplattformen gleichzeitig personalisieren und massschneidern? Ist es zum Beispiel möglich, dass ein Kunde sein Produkt nur bei jungen männlichen Lesern von NZZ und «20 Minuten» anzeigen lassen kann?
Kohler: «OneLog wird keine Werbeprodukte anbieten. Es ist Aufgabe aller Joint-Venture-Partner, sich individuell Gedanken darüber zu machen, ob und wie neue Produkte für den Werbemarkt gestaltet werden könnten. Wir bei ‚20 Minuten’ nehmen das Thema zusammen mit unserem Vermarktungspartner Goldbach sehr ernst.»