Mehr als 150 Interessierte sind am Donnerstag der Einladung des Vereins Qualität im Journalismus (QuaJou) nach Winterthur gefolgt und haben den JournalismusTag 2023 miterlebt und mitgestaltet.
Wie bleiben wir unabhängig in Zeiten von künstlicher Intelligenz (KI) und Automatisierung? Ein Playbook für Journalisten und Journalistinnen lieferte Keynote-Speakerin Uli Köppen. Sie leitet das AI + Automation Lab im Bayerischen Rundfunk.
Die KI ist janusköpfig. Das zeigt sich besonders deutlich in ihrer Fähigkeit, innert sekundenschnelle visuelle Sujet zu erzeugen. Illustrator und Cartoonist Ruedi Widmer sowie Satiriker Karpi haben schon munter mit den neuen Methoden experimentiert, während Bildredaktorinnen wie Lea Truffer von der NZZ am Sonntag sich im Redaktionsalltag mit neuen Fragen konfrontiert sehen.
«Als Macher bin ich von KI restlos begeistert», sagte Karpi. «Bei KI werde ich spirituell: Sie ermöglicht ‹guided hallucination›.»
In einem Workshop wurde auch der Krieg in Nahost zum Thema. Konkret ging es um die Frage: Wie kann man Unparteilichkeit gewähren und Manipulationen und Fälschungen ausschliessen?
Mit dabei waren Sophie Timmermann, stv. Leiterin Faktenchecking-Team Correctiv, und Daniel Egli, Head of Newsroom Coordination Blick. Moderiert wurde dieser Programmpunkt von Karina Rierola, Auslandredaktorin SRF.
Zugeschaltet aus Jerusalem war zudem die freie Journalistin Inga Rogg: «Beide Seiten gehen durch ein Trauma, wir müssen beiden zuhören – wir dürfen die unterschiedlichen Leiden nicht gegeneinander ausspielen.»
Egli gab zu bedenken: «Was ist eine Quelle? Die Hamas? Die IDF? Alle haben einen Bias. Seit dem 7. Oktober müssen wir den Konjunktiv inflationär benutzen.»
Warum sich Medienhäuser so schwer tun mit #MediaToo, darüber diskutierten Salvador Atasoy, Journalist SRF, Simona Boscardin, Co-Präsidentin Junge Journalistinnen & Journalisten Schweiz, und Monika Hirzel, Geschäftsführerin Kanzlei BeTrieb, mit Moderator Hannes Britschgi.
«Wir züchten solche Fälle selbst. Im Journalismus wird der Prototyp ‹Rücksichtslos› gefördert», so Atasoy. Boscardin hatte eine Theorie, weshalb konkrete Fälle oft «nur» offene Geheimnisse sind: «Durch den Personenkult in der Branche ist es manchmal schwierig, sich gegen eine Person aufzulehnen.»