Der Eurovision Song Contest 2025 (ESC) beschert der SRG einen Geldsegen in Millionenhöhe. Darüber möchte der als Verein organisierte Medienkonzern aber nicht gerne reden.
Um hier etwas Licht ins Dunkel zu bringen, hat der Journalist Linus Schöpfer über das Öffentlichkeitsgesetz der Stadt Zürich Einsicht in das «City Bid Book» erwirkt. Die SRG, die das 50-seitige Dokument an Städte, die sich um den grössten Kultur-Event der Welt bewarben, verschickt hatte, wollte es lieber geheim halten.
In der «NZZ am Sonntag» listet Schöpfer die Vorgaben und Privilegien, welche die European Broadcasting Union (Ebu) als Veranstalterin anführt, detailliert auf.
«Einnahmen aus dem Sponsoring bleiben bei der EBU bzw. die Einnahmen von den nationalen Sponsor:innen (max. sechs) bleiben bei der SRG», heisst es da über die zu erwartenden Millionen Einnahmen des Musikanlasses. Dem Gastgeber Basel als Host-City sei es hingegen untersagt, eigene Sponsoren zu verpflichten. «Einzig von lokalen Organisationen dürfte die Stadt Geld entgegennehmen», schreibt Linus Schöpfer in seinem Artikel.
Zudem muss Basel die allermeisten Kosten übernehmen. Dazu hat das Basler Kantonsparlament vor Kurzem bereits zwei Tranchen in der Höhe von 38,5 Millionen Franken zur Durchführung des Events bewilligt.
Basel selber hat vor ein paar Tagen den Eventmanager Beat Läuchli als Gesamtprojektleiter für den Eurovision Song Contest 2025 ernannt, wie der Klein Report berichtete. Der Besitzer und Geschäftsführer der Belco Consulting GmbH hat per sofort seine Aufgabe aufgenommen.
Die Projektorganisation mit kantonalen und externen Vertretern sowie ein Lenkungsausschuss mit dem Regierungspräsidenten, der Vorsteherin des Justiz- und Sicherheitsdepartements und dem Vorsteher des Erziehungsdepartements werde in den nächsten Wochen erstellt.
Die European Broadcasting Union verlangt von Basel eine sogenannte «Delegation Bubble». Diese müsse «mindestens 4000 Quadratmeter gross sein», zitiert die Zeitung aus dem «City Bid Book» und müsse unter anderem ein Fotostudio, einen Hairstyling-Bereich für die Shampoo-Firma Moroccanoil und eine Schneiderei enthalten.
Aber nicht nur TV-Funktionäre sollen Privilegien erhalten. SRG-Mitarbeitende erhalten Vorrang bei der Auswahl als Volunteers. Gemäss der Ebu werden 500 bis 800 Freiwillige gesucht.
Und ein paar Tipps fürs Stadtmarketing haben die Ebu-Beamten auch noch. Die Stadt soll zwei Wochen vor dem Finale das Stadtbild mit ESC-Werbematerial bestücken, um so eine «möglichst eindrückliche ‚Eventsichtbarkeit’», wie die «NZZ am Sonntag» schreibt, zu erzielen. Beispiele seien das Aufhängen von bis zu 400 Bannern an Laternenpfählen, an Hauptstrassen, eine prominent platzierte Countdown-Uhr, Taxis, die ESC-Werbung aufgeklebt haben, digitale Werbetafeln oder eine ständige Sichtbarkeit auf den Bildschirmen im öffentlichen Verkehr. Die Basler Verkehrs-Betriebe wird's freuen.
In der Rundfunkunion sind 68 Rundfunkanstalten aus 56 Staaten von Europa, Nordafrika und Vorderasien vereint. Die 1950 in Torquay gegründete Vereinigung hat ihren Sitz in Genf. Geleitet wird die Ebu seit Oktober 2020 von Delphine Ernotte, Präsidentin von France Télévisions.
Im Exekutivrat der Ebu sitzt auch SRG-Generaldirektor Gilles Marchand, der im September mit etwas Druck die SRG vorzeitig verlassen muss. Anfang Dezember 2022 hat Marchand seine vierte Amtszeit in dem Gremium begonnen.
Bei der SRG leitete Marchand zudem den Steuerungsausschuss zur Städtewahl.
Mit ihm wechselt auch Edi Estermann, Leiter der Medienstelle der SRG, seine Funktion. Estermann werde sich sich per 1. November 2024 «ganz auf die Kommunikation für den ESC konzentrieren und als Head of Communication die Leitung des ESC-Kommunikations-Teams übernehmen», teilte das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Anfang September mit.
Und all diese monetäre Glückseligkeit dank eines Gesangswunders aus Biel: Nemo.