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Mittwoch
12.04.2023

Medien / Publizistik

Auslaufmodell Papierzeitung: Weniger dramatisch schätzen die Medienschaffenden die Perspektiven für TV und vor allem Radio ein. (Bild Wikipedia)

Auslaufmodell Papierzeitung: Weniger dramatisch schätzen die Medienschaffenden die Perspektiven für TV und vor allem Radio ein. (Bild Wikipedia)

Über die Digitalisierung scheiden sich die Geister, die Job-Zufriedenheit leidet und das Marketing verwässert mehr und mehr den Journalismus: Dies ist das alles andere als erfreuliche Ergebnis der neuen «Journalisten-Barometer»-Umfrage, an der auch Schweizer Medienschaffende teilnahmen.

So stimmten 71 Prozent der vom Marktforschungsinstitut Marketagent befragten Journalisten und Journalistinnen der Aussage zu, dass in den vergangenen Jahren Marketing und PR immer häufiger ohne entsprechende Kennzeichnung als «Advertorial», «Anzeige» oder «Werbung» journalistisch verarbeitet werden. Nur elf Prozent der Journalisten widersprechen dieser Aussage.

Das öffentliche Image des eigenen Berufsstands wird von mehr als der Hälfte der Journalisten (58 Prozent) als weniger gut bis schlecht eingestuft. Nur bescheidene 20 Prozent meinen noch, dass ihr eigener Job ein gutes oder sehr gutes Image hätte. 

2004, als der «Journalisten-Barometer» zum ersten Mal erhoben wurde, waren noch 32 Prozent von öffentlichem Berufsstolz erfüllt.

Der rasanten Transformation der Medienmarken im Digitalen stehen die befragten Medienschaffenden zwiegespalten gegenüber. 92 Prozent sind der Überzeugung, dass die zunehmende Digitalisierung der Verbreitung von Fake News Tür und Tor öffnet. 

80 Prozent der insgesamt 400 Journalisten und Journalistinnen verspüren durch die digitale Transformation einen steigenden Konkurrenzdruck innerhalb der Branche und drei Viertel der Befragten meinen, dass Geschwindigkeit bedeutsamer wird als Qualität. Der Arbeitsstress habe zugenommen, gaben überdurchschnittlich die Jüngeren an.

Allerdings sehen auch zwei Drittel in den digitalen Angeboten eine Bereicherung der Medienlandschaft. Die Recherche aber sehen 60 Prozent durch die digitale Content-Flut erschwert. 

Nur 37 Prozent halten das eigene Medienunternehmen für gut oder sehr gut für die digitale Zukunft gewappnet.

Stellenweise liest sich die Umfrage wie ein Abgesang auf die Print-Medien. An Bedeutung verlieren werden aus Sicht der befragten Medienschaffenden vor allem gedruckte Tageszeitungen (83 Prozent) und Magazine (67 Prozent) sowie Wochenendzeitungen (57 Prozent). 

Etwas weniger dramatisch werden die Perspektiven für TV (42 Prozent) und Radio (26 Prozent) eingeschätzt. An Bedeutung gewinnen werden vor allem Podcasts und soziale Medien (jeweils 70 Prozent), Online-Video (69 Prozent) und E-Paper-Ausgaben der Tageszeitungen (60 Prozent). 

Interessant ist auch der Abschnitt zur Medienförderung. Über alle drei deutschsprachigen Länder hinweg sprechen sich drei Viertel für den Erhalt klassischer Medien durch gezielte Medienförderung aus. 

Besonders hoch ist die Zustimmung mit 84 Prozent in Österreich, wo im Januar und Februar 2023, als die Umfrage durchgeführt wurde, die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks durch eine Haushaltsabgabe diskutiert wurde und die Inseratenskandale der Bundesregierung die Schlagzeilen füllten. 

In der Schweiz meinen nur 64 Prozent der befragten Journalisten, dass Tradiertes durch die öffentliche Hand bewahrt werden solle. In Deutschland sind es 73 Prozent.