An der Dreikönigstagung der Medienbranche läutete der deutsche Urheberrechtsexperte Prof. Dr. Thomas Höppner die Alarmglocken: Er forderte eine rasche, starke Regulierung.
«Es braucht jetzt ein Leistungsschutzrecht, einen stärkeren urheberrechtlichen und wettbewerbsrechtlichen Schutz und weitere Regulierungen», um die Medien vor der dramatisch ansteigenden Macht der Plattformen zu schützen, sagte Höppner in seinem Referat, das den rund 250 Gästen im Zürcher Aura mit seiner prägnanten Wortwahl weitaus am besten gefiel.
Der Urheberrechtsexperte zeigte sich alarmiert, dass etwa «Perplexity AI» längst kein Suchportal, sondern ein regelrechtes Presseportal geworden sei. Zugleich nehme der Traffic für die Medien weiter ab.
«Wenn sie darauf angewiesen sind, dass ihnen KI-Chatbots Traffic bringen, sind ihre Schwierigkeiten noch grösser als bisher», so Höppner.
Grosser Profiteur der Entwicklungen sind die «drei Könige der Online-Werbung», wie Höppner Meta, Google und OpenAI passend zum Tagungsnamen nannte.
Sie funktionierten als Netz privilegierter Partner, die ein Überleben der Medienvielfalt kaum zuliessen.
Für Thomas Höppner ist klar: Dagegenhalten muss die Politik mit einer raschen, klaren Regulierung. Aber auch die Medien sieht er in der Pflicht, in dem sie mit ihren «key selling points» wie Aktualität, Vertrauenswürdigkeit oder Expertise den Plattformen Paroli bieten.
Prof. Dr. Natali Helberger von der Universität Amsterdam bestätigte in ihrem Referat den Eindruck, dass Verlage aufgrund des Aufschwungs von KI-Anwendungen noch abhängiger von den grossen Plattformen werden: «Digitale Informationsinfrastruktur ist in festen Händen der Plattformen.»
Dabei seien die KI-Plattformen mit einer «divide and conquer»-Strategie unterweg, die eine neue Rolle für die Regulierung mit sich bringe. Das Urheberrecht oder Wettbewerbsrecht müssten genutzt werden, um der Macht der Plattformen entgegenzuwirken.
Christoph Zimmer, Leiter Produkt und Vertrieb der Spiegel-Gruppe, zeigte die Chance der KI-Anwendungen für Medienverlage auf.
So nutzte auch der «Spiegel» KI-Anwendungen in der gesamten Wertschöpfungskette. Der Fokus liegt laut Zimmer vor allem darauf, «den Konsum von Inhalten zu verbessern», und nicht darauf, günstiger News produzieren zu können.
Der Werber Frank Bodin sah im technologischen Wandel eine Schnellrakete, die auf uns zufliege. KI-Werkzeuge können gut oder schlecht eingesetzt werden, die «Verantwortung liege beim Menschen».
Bernard Maissen, Direktor des Bundesamts für Kommunikation (Bakom) bemerkte, dass die Auslegeordnung zu KI-Regulierung bereits auf dem Tisch des Bundesrates liege und bald kommen werde.
«Die KI ist aber nicht im rechtsfreien Raum» und werde bereits heute gesetzlich eingeschränkt. Es werde sich nun zeigen, was noch zu tun sei, so Maissen.