Der neue Reuters Digital News Report zeigt, dass das Vertrauen in die Medien in der Schweiz zwar hoch ist, aber abgenommen hat. Dazu geben 13 Prozent der Befragten Geld für Onlinenachrichten aus und damit etwas mehr als im vergangenen Jahr.
Insgesamt vertrauen 44 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer den Nachrichten in den Medien. Damit liegt die Schweiz auf Platz 14 von 40 untersuchten Ländern, knapp hinter Deutschland, aber vor Österreich. Allerdings ist der Wert im Vergleich zum letztjährigen Report um zwei Prozentpunkte gefallen und folgt damit dem globalen Abwärtstrend, wie der am Dienstag publizierte Digital News Report 2020 des Reuters Instituts zeigt.
Bemerkenswert ist der Vertrauensunterschied zwischen den zwei grossen Sprachregionen in der Schweiz: In der Deutschschweiz geben mit 46 Prozent deutlich mehr Personen an, dass sie den Medien vertrauen würden, als ihre französischsprachigen Landsleute mit 37 Prozent. Zudem kommt hinzu, dass der Wert in der Romandie um fünf Prozent gefallen ist, in der Deutschschweiz aber nur um zwei Prozent.
Am meisten Vertrauen entgegengebracht wird den öffentlichen Medienmarken: In beiden Sprachregionen sagen jeweils mehr als Dreiviertel der Befragten, dass sie entweder Nachrichten auf SRF News oder auf RTS News vertrauen würden. Auch der Lokalpresse wird in der Deutschschweiz mit 69 Prozent viel Vertrauen entgegengebracht, in der Westschweiz sind es sogar 73 Prozent.
Grössere Medientitel wie der «Tages-Anzeiger», die NZZ oder «Le Temps» folgen dann auf die Regionalblätter. Am unteren Ende der Liste für die vertrauenswürdigsten Medien finden sich reine Onlinetitel wie «Watson» oder «Yahoo News» sowie Boulevardzeitungen wie der «Blick». Die reichweitenstarken Pendlermedien wie «20 Minuten» und «20 minutes» landen mit 53 Prozent, respektive 59 Prozent, im Mittelfeld.
Der Report zeigt auch, dass die beiden Zeitungen wöchentlich am meisten Leserinnen und Leser erreichen: In der Deutschschweiz lesen 53 Prozent die «20 Minuten»-Printausgabe und 55 Prozent 20min.ch, in der Romandie sind es 60 Prozent für Print und 55 Prozent online. Dagegen werden die Internetauftritte von «Le Temps»» (8 Prozent) oder dem «Tages-Anzeiger» (11 Prozent) kaum beachtet.
Obwohl Schweizer Medien immer mehr Geld in die Videoproduktion pumpen, hat sich das noch nicht in einer vermehrten Nutzung niedergeschlagen. 57 Prozent der Befragten sagen, dass sie in der letzten Woche Online-News in Videoformat angeschaut haben, durchschnittlich sind es mit 67 Prozent aber klar mehr. Allerdings könnte dieser Wert im nächsten Jahr höher ausfallen, denn die neuen Angebote wie Blick TV oder 20 Minuten Video sind noch jung.
Gute Nachrichten, aber auf tiefem Niveau, gibt es aufseiten der Finanzierung: 13 Prozent und damit 2 Prozent mehr als 2019 bezahlen für Online-News. In der Westschweiz zahlen 17 Prozent und in der Deutschschweiz 12 Prozent für digitale Nachrichten. Das ist zwar mehr als in Deutschland, wo nur jeder Zehnte Geld für News ausgibt, aber viel weniger als Norwegen, wo 42 Prozent der Befragten für Journalismus bezahlen.
Damit bestätigt sich auch in der Schweiz die in vielen Ländern beobachtete zunehmende Bereitschaft, für Online-News zu bezahlen. Es wird sich nun zeigen, wie gross und vor allem nachhaltig der Effekt der Corona-Krise auf diese Zahlen ist.