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Mittwoch
07.02.2024

TV / Radio

Ein lineares Vollprogramm in Radio und TV ist für die Eidgenössische Medienkommission kein Muss mehr: SRF-Studio Leutschenbach mit Meteo-Studio auf dem Dach... (Bild © SRF)

Ein lineares Vollprogramm in Radio und TV ist für die Eidgenössische Medienkommission kein Muss mehr: SRF-Studio Leutschenbach mit Meteo-Studio auf dem Dach... (Bild © SRF)

Die Eidgenössische Medienkommission (Emek) warnt in ihrem jüngsten Positionspapier vor einer «Musealisierung». Der öffentlich finanzierte Service public müsse smarter werden. Ein Vollprogramm rund um die Uhr muss nicht unbedingt sein.

Wer vom «medialen Service public» spricht, meint bis heute fast immer Radio und Fernsehen, wie sie von der SRG produziert werde.

«Der mediale Service public hat sich in der Schweiz in Abgrenzung zur privatwirtschaftlichen Presse bisher auf Rundfunk beschränkt», schreibt die Medienkommission in ihrem am Dienstag publizierten Positionspapier, «da dieser wegen beschränkter terrestrischer Übertragungskapazität, der starken Monopolisierungstendenzen in Rundfunkmärkten als Folge der Fixkostendegression, der freien und kostenlosen Empfangbarkeit des Rundfunksignals sowie der spezifisch für die Schweiz sehr kleinen Publikums- und Werbemärkte für private Anbieter im Bereich der Informationsvermittlung uninteressant war.»

Dass sich das auf Gebührengelder gebaute System an Radio oder TV, zumal noch in klassisch linearer Form, orientiert, entspreche zwar derzeit noch dem vorwiegenden Bedürfnis der User. Dass Digitalisierung und orts- und zeitunabhängige Nutzung von «Videos» und «Audios» – wie inzwischen auch die Chefredaktionen beim Schweizer Radio und Fernsehen offiziell genannt werden – immer wichtiger würden, steht für die Emek fest.

Die Kommission fordert, dass die mit öffentlichen Geldern finanzierten Medien künftig unabhängig von der verwendeten Verbreitungstechnologie agieren können. «Die Orientierung nur an Radio oder TV hätte eine Form der Musealisierung des medialen Service public zur Folge. In aller Konsequenz würden immer mehr Bevölkerungsgruppen nicht mehr erreicht», prophezeit das Gremium weiter.

Im Klartext heisst das also: Ein lineares Vollprogramm zur Verfügung zu stellen, ist kein Muss mehr. Entscheidend sei nicht Art und Weg der Verbreitung, sondern, dass der Content zugänglich ist.

Und dies muss «für alle und anonym» möglich sein. Die SRF-Sender in die Login-Allianz der privaten Medienverlage einzubinden, wie gelegentlich gefordert, um mehr Sog für die Digital-Abos der Privaten zu generieren, geht für die Emek nicht. Oder nur auf «freiwilliger und selektiver Ebene».

Damit ist das Gremium ganz auf Linie des Bundesrates. Dieses sieht die «allgemeine Zugänglichkeit der Inhalte» als eine «Grundvoraussetzung des Service public der SRG». Alle Userinnen und User müssten auch ohne Login-Zugang zu sämtlichen aus der Abgabe für Radio und Fernsehen mitfinanzierten Inhalten der SRG haben.

«Darüber hinaus ist es der SRG unbenommen, ihren Nutzerinnen und Nutzern Mehrwerte oder Zusatzdienste anzubieten, für die ein Login Voraussetzung ist», schrieb der Bundesrat in einer Stellungnahme, als Ringier, Tamedia, NZZ, CH-Media und die SRG vor vier Jahren ihre Login-Allianz starteten.