Alle grossen Medienhäuser haben ihre Jahreszahlen veröffentlicht, und alle haben 2021 ihre Gewinne gesteigert. Umso absurder wirkt die Anfang Februar abgelehnte Medienförderung, welche weitere Hunderte Steuermillionen in die Konzernkassen gespült hätte.
Im Klein Report die Meinung von Artur K. Vogel, Journalist, Schriftsteller und ehemaliger Chefredaktor vom Berner «Bund».
Und jetzt auch noch Ringier: Soeben hat der Konzern seine Jahreszahlen für 2021 bekannt gegeben: «Ringier kann Rekordzahlen präsentieren», hiess es dazu im Klein Report. «Das Resultat spricht für sich», meint Blick-Online. «Der betriebliche Gewinn (Ebitda) beträgt 123,7 Millionen Franken (Vorjahr 84,4 Millionen).» Konzernchef Marc Walder spricht vom «besten Ergebnis seit Beginn der Transformation 2008 in einen Medien- und Technologiekonzern».
Der Ringier-Reibach ist keine Ausnahme. Alle anderen Grossen haben 2021 ebenfalls ein Super-Jahr verzeichnet: CH Media konnte den Gewinn um die Hälfte auf 23 Millionen Franken steigern, die NZZ schrieb im letzten Jahr 24 Millionen Gewinn und die TX Group weist gar – wenn auch dank Sondereffekten – einen unvorstellbar riesigen Überschuss von 833 Millionen Franken aus, von dem jetzt ein anständiger Teil in die Taschen der Aktionärinnen und Aktionäre fliessen wird.
Erinnern wir uns: Vor drei Monaten lehnten die Schweizer Stimmberechtigten ein Medienförderungspaket ab. Dieses hätte weitere Hunderte von Millionen Franken aus Steuereinnahmen direkt oder indirekt in die Kassen der Grossverleger abgezweigt.
Genau diese Verleger (mit partieller Ausnahme der NZZ), allen voran TX-Group-Präsident und Mitinhaber Pietro Supino, hatten am lautesten für das Medien-Manna geweibelt und dabei alle möglichen staats- und demokratiepolitischen Schreckensszenarien an die Wand projiziert, falls ihnen der Geldfluss aus der Steuerkasse verweigert würde.
Besonders obszön erschienen diese Forderungen angesichts der Tatsache, dass die Familie Ringier laut ihrem eigenen Wirtschaftmagazin «Bilanz» zum erlauchten Kreis der Milliardäre gehört, ebenso wie die «TX Group»-Besitzerfamilie Coninx/Supino
Dass sich die vereinigte Linke besonders stark machte für die Umverteilung von unten nach oben, ist ein weiteres Kapitel dieses absurden, aber aus dem Leben gegriffenen Tatsachenromans.
Die Stimmberechtigten liessen sich nicht einlullen und schickten das überladene Medienpaket zurück nach Bern an die Adresse von Medienministerin Simonetta Sommaruga, die letztlich für das Debakel verantwortlich war. Der Slogan der Gegner «Keine Steuermilliarden für Medienmillionäre» hatte offensichtlich überzeugt, trotz der salbadernden Supinos, Waldners und anderen.
Die Ironie der Geschichte ist, dass die kleinen Start-ups und Lokalmedien, die noch am ehesten eine Medienförderung verdient hätten, jetzt die Leidtragenden sind und für die masslosen Forderungen der Grossen blechen müssen.
Allerdings darf man sich getrost fragen, ob staatliche Medienförderung überhaupt notwendig ist: Gerade in Zeiten des russischen Angriffskriegs mitten in Europa wird einem bewusst, wie wichtig starke und unabhängige Medien sind.
Das hängt aber, wie NZZ, «Tages-Anzeiger», die CH-Media-Blätter und auch die elektronischen Medien Tag für Tag beweisen, nicht davon ab, ob sie staatlich gefüttert werden oder nicht. Zudem beweisen auch diverse Online-Publikationen, einige wie Watson oder der Klein Report schon älter, andere wie «Republik», nau.ch oder hauptstadt.de neueren Datums, dass man mit Innovationsgeist und kreativen Ideen interessante Medienprojekte auch ohne Steuergelder verwirklichen kann.