Content:

Samstag
29.06.2024

Medien / Publizistik

Die Post wird umgekrempelt: Um die Zeitungen und Zeitschriften bis 12:30 Uhr flächendeckend in die Briefkästen werfen zu können, rechnet die Post mit laufend wachsenden Kosten... (Bild: zVg)

Die Post wird umgekrempelt: Um die Zeitungen und Zeitschriften bis 12:30 Uhr flächendeckend in die Briefkästen werfen zu können, rechnet die Post mit laufend wachsenden Kosten... (Bild: zVg)

Ein Aufschrei ging durchs Land, als der Bundesrat vor Kurzem seine Sparpläne für die Post präsentierte. Die Regeln für die Zustellung der Briefpost zu lockern, sei der Anfang vom Ende der Schweizer Pünktlichkeit, war in manch hochtrabendem Kommentar zu lesen.

Was in dem allgemeinen Getöse unterging: Die Sparpläne betreffen nicht nur die Zustellung von Briefen und Paketen. Sondern auch die der abonnierten Zeitungen.

So ist in dem online zugänglichen Bericht «zur künftigen Ausgestaltung der Grundversorgung mit Post- und Zahlungsverkehrsdiensten» unter anderem zu lesen, dass der bisher geltende Zustellschluss für abonnierte Zeitungen und Zeitschriften bis 12:30 Uhr aufzuheben sei. Begründung: «...um die Kosten auf einem verhältnismässigen Niveau zu halten».

Zeitungen und Zeitschriften werden heute gemeinsam mit den Briefen zugestellt. Künftig wäre gemäss dem vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom) verfassten, 53 Seiten starken Bericht auch die Mitnahme bei Pakettouren denkbar. 

Aktuell sind gemäss Post rund 15 bis 20 Prozent aller Touren vom Zustellschluss betroffen. Das ist vergleichweise wenig, doch mit den rückläufigen Zeitungsmengen verliere die Frühzustellung für die darauf spezialisierten Organisationen an Attraktivität. Die Folge sei eine Abnahme der Gebietsabdeckung. 

Und das wiederum hat Folgen für die Post. So werde die Anzahl der Gebiete, in denen der Zustellschluss gilt, «in den kommenden Jahren zunehmen und damit ein faktischer Zustellschluss bis 12:30 Uhr als Folge der gemischten Zustellung für alle Postsendungen (Briefe, Zeitungen und Pakete)» erfolgen, steht in dem Bericht weiter.

Mit anderen Worten: Um die Zeitungen und Zeitschriften bis zum Zmittag flächendeckend in die Briefkästen werfen zu können, rechnet die Post für die nächsten Jahre mit wachsenden Kosten.

Die Aufhebung des Zustellschlusses würde es der Post umgekehrt erlauben, ihre Touren flexibler zu planen und Touren zusammenzulegen. 

Der Bericht verbraucht viel Papier, um detailliert aufzuzeigen, wie das 12:30-Uhr-Zustellregime der Zeitungen ins Räderwerk der Post-Logistik eingreift: «Auch Engpässe in der Sortierung, die jährlich wiederkehrende Investitionen in den Kapazitätsausbau in Höhe von fünf Millionen Franken zur Folge haben, gehen auf den Zustellschluss zurück. Und nicht zuletzt macht der Zustellschluss separate Fahrten für die Leerung von Briefeinwürfen bis 15.00 Uhr nötig.»

Durch Wegfall des Zustellschlusses rechnet die Post unter dem Strich mit Kosteneinsparungen von 13,5 Millionen Franken. Zum Vergleich: Die indirekte Presseförderung der Regional- und Lokalpresse sowie der Mitgliedschafts- und Stiftungspresse kosten den Bund jährlich 50 Millionen Franken. 

Wohin die weitere Reise unter Post- und Medien-Minister Albert Rösti gehen könnte, deutet der Bakom-Bericht nur an: «Die indirekte Presseförderung knüpft an die Grundversorgungspflicht der Post an. Würde die Tageszustellung aus der Grundversorgung gestrichen, wäre das heutige Fördermodell anzupassen.»

Bis 2030 rechnet die Post mit einem weiteren Rückgang des Briefvolumens um bis zu 30 Prozent. Geht es nach dem Willen des Bundesrats, muss die Post künftig nur noch 90 Prozent der Briefe pünktlich zustellen. Heute liegt die Schmerzgrenze bei 97 Prozent.