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Sonntag
08.03.2020

Medien / Publizistik

In Redaktionen hocken viele Personen auf engen Raum: Eine Umfrage zeigt, dass Medienhäuser unterschiedliche Strategien im Umgang mit dem Coronavirus verfolgen.

In Redaktionen hocken viele Personen auf engen Raum: Eine Umfrage zeigt, dass Medienhäuser unterschiedliche Strategien im Umgang mit dem Coronavirus verfolgen.

Task-Forces werden ins Leben gerufen, Homeoffice verordnet und Desinfektionsmittel verteilt: Eine Umfrage des Klein Reports zeigt, wie Schweizer Medienhäuser auf die Ausbreitung des Coronavirus reagieren und wie sie sich dagegen wappnen.

Das Coronavirus dominiert nicht nur die Zeitungen und Internetportale, sondern auch die Redaktionsstuben und Führungsetagen der Schweizer Medienhäuser. Während sich die Ansteckungen häufen, treffen die Medien vorsorgliche Massnahmen.

So haben Ringier, CH Media, die TX Group und Somedia jeweils ein Team eingesetzt, das sich mit der aktuellen Entwicklung rund um das Coronavirus befasst. Die Task Force der TX Group steuert beispielsweise gemäss Kommunikationsleiter Patrick Matthey «in täglichen Sitzungen konkrete Massnahmen und das weitere Vorgehen».

Einen Schritt weiter geht das Medienhaus Ringier. Dort wurde zusätzlich eine «internationale Task Force» gebildet, die sich «firmen- und länderübergreifend» austausche, erklärte Mediensprecherin Theresa Scheiff gegenüber dem Klein Report.

Einzig die SRG als grösstes Medienhaus des Landes schreibt nichts von einem spezialisierten Team. Stattdessen verweist Mediensprecher Stefan Wyss auf die vom Bund vorgestellten Massnahmen, die «auch bei SRF» gelten. Personen, die bei SRF angestellt sind und aus betroffenen Gebieten zurückkehren, «arbeiten in Absprache mit ihren Vorgesetzten und dem HR zuerst einmal 14 Tage im Homeoffice», so Wyss weiter. Das SRF rate zudem «dringend von privaten Reisen» in die betroffenen Gebiete ab und will Sitzungen «möglichst nur noch über Skype-Calls» durchführen.

Ähnlich restriktiv mit Geschäftsreisen geht auch Ringier um. «Geschäftsreisen in stark betroffenen Gebieten müssen vorgängig bei HR angemeldet und vom Vorgesetzten genehmigt werden», so Theresa Scheiff. Personen, die aus einem stark betroffenen Gebiet zurückkehren, müssen ausserdem für 14 Tage aus dem Homeoffice arbeiten. Und Mitarbeitende mit einer gesundheitlichen Vorbelastung haben die Möglichkeit, eine «vorübergehende Homeoffice-Phase» zu beantragen.

Auch bei CH Media kann «im Ernstfall» von zu Hause aus gearbeitet werden, erklärte Sprecherin Alena Kress dem Klein Report. «Im Zweifelsfall» sollen ausserdem Anlässe mit vielen Teilnehmenden abgesagt werden.

Fast gleich macht es die TX Group an der Zürcher Werdstrasse: Dort wird gemäss Patrick Matthey «wenn immer möglich» Homeoffice empfohlen. Zudem wurden «grössere Veranstaltungen» abgesagt, darunter auch die Präsentation der Jahresergebnisse des Konzerns. Der Anlass finde zwar wie geplant am 10. März statt, aber anstatt der Medienkonferenz und Mitarbeitendeninformation sollen «entsprechende Telefon- und Videokonferenzen» durchgeführt werden.

Einen etwas anderen Weg geht Somedia. Das Medienhaus in Chur setzt nicht auf Arbeit von zu Hause aus, sondern auf «präventive Massnahmen» wie das aktive informieren über die Hygiene sowie das «Bereitstellen von Desinfektionsmitteln an allen Standorten», schrieb CEO Thomas Kundert. Das Coronavirus habe sich auch auf die Auftragslage bei Somedia ausgewirkt: «Vereinzelt mussten Werbekampagnen für Veranstaltungen verschoben oder unterbrochen werden», so Kundert.

Im Gegensatz zu Somedia sei es bei Ringier, CH Media und der TX Group allerdings noch zu früh, die Auswirkungen des Coronavirus auf die Beschaffungslage abzuschätzen. Bei CH Media gelte die momentane «Hauptsorge» dem erkrankten Mitarbeitenden und der Gesundheit der Angestellten sowie die Aufrechterhaltung des Tagesgeschäfts. Im absoluten Notfall soll ein «Minimalbetrieb» garantiert werden können.

Ähnlich wird es auch am Leutschenbach in Zürich gehandhabt: «Auf unseren Leistungsauftrag wirkt sich das Coronavirus nicht aus», so Stefan Wyss. Und auch im Falle von «erheblich reduziertem Personalbestand» sei SRF darauf vorbereitet, «den Betrieb aufrechtzuerhalten».

Obwohl es noch zu früh ist, die wirtschaftlichen Folgen durch die Ausbreitung des Virus abzuschätzen, wagte Alena Kress eine Prognose: «Die gesamte Schweiz hat wirtschaftliche Schäden zu befürchten. Medienunternehmen sind nicht ausgenommen.»