«Lügenpresse»-Vorwürfe, Hatespeech auf Twitter oder Tätlichkeiten auf Demos: Nicht nur in autoritär regierten Staaten sehen sich die Medienschaffenden Druckversuchen ausgesetzt, sondern auch in Demokratien.
Die Coronapandemie mit ihren spalterischen Diskursen hat die Situation nochmals verschärft.
Gemäss einer neuen Studie vom Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Uni Zürich haben in der Schweiz neun von zehn Medienschaffenden schon mal «externe Einflussnahmen» erlebt.
Am häufigsten sind diese informationeller Art wie die Verbreitung diffamierender Informationen über Journalisten oder der angedrohte Entzug des Zugangs zu Informationen. Dies erlebten 75 Prozent von den 567 Medienschaffenden, die Soziologin Lea Stahel befragt hat.
Gut die Hälfte hat ökonomische Einflussnahme erlebt, 42 Prozent solche durch Institutionen. Von angedrohter oder tatsächlicher physischer und sexueller Gewalt oder Belästigung berichteten 29 Prozent.
Und da lohnt es sich, genauer hinzuschauen: Neben den hinlänglich bekannten Verschwörungsvorwürfe (58 Prozent) oder den Beleidigungen (50 Prozent) wurde jedem dritten Medienschaffenden in den letzten 24 Monaten mindestens einmal mit Karriere-Nachteilen gedroht, wobei fast jeder fünfte von tatsächlichen Nachteilen berichtete.
Und auch jede dritte Journalistin wurde schon darum gebeten, die Anzeigenkunden nicht zu kritisieren. Fast gleich oft wurde mit dem Abwandern von Anzeigen oder anderen Kunden gedroht. Zu bestechen versucht worden ist immerhin einer von zehn Medienschaffenden.
Aktenkundig ist auch der Bluff der Anwälte: Zwischen der Androhung juristischer Schritte (42 Prozent) und den von Journalisten tatsächlich erlittenen juristischen Schritten (13 Prozent) klafft eine deutliche Kluft, wie aus der fög-Studie weiter hervorgeht.
Besonders exponiert waren erwartungsgemäss Journalisten, die über Kriminalität und Justiz (94 Prozent) berichteten, über Wirtschaft (93 Prozent) oder über Covid-19 respektive die Massnahmen (je nach Thema bis zu 96 Prozent). Aber auch bei Unterhaltungsthemen erlebten 93,5 Prozent der Medienschaffenden in den letzten beiden Jahren Druckversuche.