Finanzielle und technische Abhängigkeiten oder die Bevorzugung der etablierten Verlagshäuser gegenüber innovativer Start-ups: Die Studie «Medienmäzen Google» beleuchtet die Schattenseite von Googles «Digital News Initiative» (DNI).
«Dem Innovations-Narrativ zum Trotz ist die ‚News Initiative‘ kein Konjunkturprogramm für journalistische Start-ups», schreiben Ingo Dachwitz und Alexander Fanta in ihrer kürzlich publizierten Studie, die von der Otto Brenner Stiftung publiziert wurde, über eines der mächtigsten Unternehmen der Welt, dem «Medienmäzen Google».
So waren im DNI-Förderprogramm insgesamt 54 Prozent der geförderten Organisationen älter als 20 Jahre. Diese erhielten den Löwenanteil der Mittel, während Medienprojekte, die nach 2010 gegründet wurden, vor allem kleine Förderungen bis maximal 50’000 Euro erhielten.
Neben der Verteilung des Google-Geldes geht es der Studie auch um dessen Wirkung. Zwar betonten die befragten Journalisten und Medienmanager, dass ihnen kein Fall bekannt sei, in dem Google versucht habe, über die «News Initiative» direkten Einfluss auf die Berichterstattung zu nehmen.
«Google selbst hebt hervor, dass die Mittelvergabe strikt von anderen Bereichen des Konzerns getrennt sei und eine überwiegend mit externen Mitgliedern besetzte Jury über die Förderungen entschied.»
Und doch: Wo Geld fliesst, entsteht schnell auch Druck, so subtil auch immer der sich auch zeigen mag. Mehrere der befragten Journalisten meinten, dass die Förderungen durch Google und die Nähe zum Konzern zu «Beisshemmungen» bei Journalisten führen könne.
Dies gilt insbesondere bei hohen oder wiederholten Förderungen, sodass die Befragten vor allem die fortschreitende «Normalisierung von Google als Sponsor» kritisch sehen.
Spätestens, wenn vor Selbstzensur gewarnt wird, müssten eigentlich auch in den Manager-Etagen der vierten Gewalt die Alarmglocken läuten.
Die Verlagsmanager betonten laut der Studie häufig, dass ohne die DNI-Gelder manche ihrer «Innovationsprojekte» nicht zustande gekommen wären. Einer bezeichnete Googles Fördermillionen gar als «Entwicklungshilfe».
«Google ist mit seiner ‚News Initiative‘ in eine Lücke vorgestossen, die die Verlage offengelassen haben. Im öffentlichen Interesse wäre es, diese mit Förderungen zu füllen, die auch öffentlich kontrolliert werden», so die Sicht der Studienautoren.
Aber nicht nur finanziell hängen manche Verlage offenbar am Tropf von Google. Auch technisch entstehe eine Abhängigkeit, die sich mehr und mehr vergrössere. Das ist zumindest die Schlussfolgerung aus der Befragung der Verantwortlichen von deutschen Medien.
So zeigten mehrere Manager zum Beispiel eine gewisse Skepsis gegenüber neuen Produkten wie «Subscribe with Google».
«Die Medien müssen darauf achten, sich nicht zu stark von Googles Diensten und Produkten abhängig zu machen», warnen die beiden Autoren. «Neben der finanziellen Entwicklungshilfe arbeitet der Konzern daran, eine Art Betriebssystem für den digitalen Journalismus zu werden.»
Google sei ein «Frienemy», meinte einer der interviewten Manager: halb Freund, halb Feind.