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Donnerstag
12.01.2023

Medien / Publizistik

«Die internationalen Techgiganten sind die Spielverderber! Sie profitieren vom Erfolg schweizerischer journalistischer Arbeit. Zum Nulltarif!», wetterte Verleger-Präsident Andrea Masüger.

«Die internationalen Techgiganten sind die Spielverderber! Sie profitieren vom Erfolg schweizerischer journalistischer Arbeit. Zum Nulltarif!», wetterte Verleger-Präsident Andrea Masüger.

Es war die erste Dreikönigstagung unter dem neuen Verlegerverbands-Präsidenten Andrea Masüger. In seiner Rede forderte er einen Ausbau der indirekten Presseförderung und ein griffiges Leistungsschutzrecht.

Gegen 200 Vertreter und Vertreterinnen aus den Medienhäusern, der Politik und der Wirtschaft pilgerten am Mittwochmorgen in den Eventsaal des Aura am Zürcher Bleicherweg, wo Hugo Bigi als Moderator durch den Vormittag führte.

Nach der Begrüssung kam als erstes Andrea Masüger ausführlich zu Wort. Der Somedia-Mann hatte im September TX-Chef Pietro Supino an der Spitze des Verbandes Schweizer Medien (VSM), dem Veranstalter des Branchentreffens, abgelöst.

Nur einen Tag, nachdem die Eidgenössische Medienkommission (Emek) der indirekten Presseförderung eine Absage erteilt hatte, brach Masüger eine Lanze nicht nur für die Fortführung, sondern sogar für den Ausbau des «bewährten» Förderinstruments.

Es «stützt die regionalen Medien in der Grundversorgung der Bevölkerung». Und das zahle sich an der Urne aus: «Je mehr lokal über Politik berichtet wird, desto höher ist die Stimmbeteiligung.»  

Den Hauptakzent legte der Verleger-Präsident aber auf das Leistungsschutzrecht. Die internationalen Techgiganten seien die «Spielverderber»: «Sie profitieren vom Erfolg schweizerischer journalistischer Arbeit. Zum Nulltarif! Sie übernehmen unsere Inhalte, ohne die Verlage und die Journalisten dafür zu entgelten.»

Deshalb brauche es das Leistungsschutzrecht, das der Bundesrat in wenigen Tagen in die Vernehmlassung schicken wird. 

Nach Masügers Ausblick ins neue Medienjahr ging das Wort an den FDP-Präsidenten Thierry Burkhart. Auch der Hauptreferent des Vormittags plädierte für ein Leistungsschutzrecht: «Auch ein Warenhaus, das im Hintergrund Musik spielt, muss eine Abgabe für Nutzung der Musik zahlen», so Burkart. «Das Leistungsschutzrecht ist notwendig.»

Auch gegenüber einer indirekten Presseförderung zeigte der FDP-Chef Sympathien, im Unterschied zu einer direkten Presseförderung, wo er staatliche Einflussnahmen auf die Redaktionen befürchtet.

Den Blick nicht nur auf das Leistungsschutzrecht, sondern auf das gesamte Geschäftsgebahren der Plattformen und der Zustand der digitalen Welt richtet Dr. Martin Andree von der Uni Köln. «Das freie Internet und ein fairer Konkurrenzkampf wurden durch GAMAM systematisch eliminiert», so die düstere Diagnose des Medienwissenschaftlers.

Die Tech-Plattformen hätten ihre Monopolstellung missbraucht, die unglaubliche Dominanz einiger weniger Player sei verheerend. Lösungsansätze sieht Andree in offenen Standards, dem Verbot der Monetarisierung strafbarer Inhalte oder der Begrenzung des Marktanteils. 

CEO-Ringier Marc Walder gab an der Dreikönigstagung bekannt, dass CH Media und die NZZ der Login-Allianz OneLog als Aktionäre beitreten. Und Kurt Pelda, Reporter bei der Zentralredaktion CH Media, sprach über Journalismus in Kriegsgebieten.

Auf dem Panel schliesslich standen die «aktuellen Herausforderungen der Medienbranche» zur Debatte. Es diskutierten Ladina Heimgartner, Head Global Media der Ringier AG und CEO der Blick-Gruppe, Ursula Nötzli, Chief Communications & Sustainability Officer und Mitglied der Gruppenleitung TX Group, fög-Direktor Mark Eisenegger sowie Christian Bärenfaller, CEO Pomona Media «Walliser Bote».