Es ist einer der grössten Medienskandale der letzten Jahre: Die sogenannte «Standleitung» von Ringiers CEO Marc Walder zum ehemaligen SP-Bundesrat und Innenminister Alain Berset während der Corona-Zeit.
Die Indiskretionen im Bundesrat hatten sogar eine Geschäftsprüfungskommission (GPK) von National- und Ständerat auf den Plan gerufen. Klassifizierte Dokumente sind im Dutzend ins Medienhaus Ringier gelangt. 500 Artikel von 24 Medienhäuser wurden untersucht: Gemäss der GPK basierten 200 mit Sicherheit auf Indiskretionen.
Nun hat Investigativ-Journalist Raphael Rauch einmal geschaut, wieviel an Abgangsentschädigungen die Berset-Mitarbeitenden nach dessen unrühmlichem Abgang Ende 2023 aus dem Bundesrat erhalten haben. Natürlich gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz, das ironischerweise gerade wegen der «Standleitungs»-Affäre danach bei Recherchier-Journalisten Auftrieb erhalten hat.
Unter «Wer erhielt wie viel?» listet der Journalist vom «SonntagsBlick» aus dem Verlagshaus Ringier die landläufig als «goldener Handschlag» bezeichneten Abgangsentschädigungen von Lukas Gresch (53), Stefan Honegger (48), Michael Brändle (49), Rémy Lüthy (38) und Gianna Blum (38) auf.
Journalistin Blum kam direkt von Ringiers «Blick», wo sie als Bundeshausredaktorin beschäftigt war, ins Eidgenössische Departement des Innern (EDI). Dort war sie ab dem 1. September 2022 bis Anfang 2024 Co-Leiterin Kommunikation, gemeinsam mit dem ehemaligen RTS-Journalisten Christian Favre, der die Berset-Kommunikation seit Juni 2022 interimistisch leitete. Zeitlich in der turbulenten Schlussphase von Alain Berset, der von 2012 bis 2023 Bundesrat war.
Gemäss der Zeitung erhielt «die ehemalige Blick-Journalistin Blum ein Abschiedsgeschenk in Höhe von 44’311 Franken». Nach einem kurzen Intermezzo als Beraterin bei der Berner PR-Agentur CRK schlug die Journalistin am 1. April diesen Jahres bei der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) auf, wo sie nun als Mediensprecherin tätig ist.
Blum und Favre übernahmen die Leitung der EDI-Kommunikation von Peter Lauener, dem ehemaligen langjährigen EDI-Kommunikationschef und Kommunikationsberater von Bundesrat Alain Berset.
Der Freiburger Christian Favre war vor seinem Wechsel ins EDI Delegierter für die Aussenbeziehungen des Kantons Freiburg sowie in verschiedenen Funktionen bei Radio Télévision Suisse (RTS) tätig, unter anderem als Koproduzent der Sendung Forum und stellvertretenden Chef Politik in Bern.
Der Klein Report hat mit Chefredaktorin Ursula Klein und anderen Redaktionsmitgliedern auf dem Monte Verità in Ascona bei der Eröffnung des Filmfestivals von Locarno in dieser Zeit mit Christian Favre Bekanntschaft gemacht. Im Small-Talk-Gespräch mit Bundesrat Berset, dessen Miene ausser einem ständig zuckenden Gesichtsmuskel komplett versteinert war, fuchtelte und drohte Favre der Journalistin Sekunden nach dem Gespräch sehr heftig. Gottseidank waren Kollegen vom WDR im Hintergrund dabei und einer hielt die Szene auf dem Handy fest.
Nach der Ära Berset haben dessen aufgeführten Mitarbeitenden im «SonntagsBlick»-Artikel mehr als 750’000 Franken zum Abschied erhalten. Beim ehemaligen Generalsekretär (2020 bis 2023) Lukas Gresch waren es 366’665 Franken. Gresch hat die Seiten gewechselt und ist jetzt Partner bei der PR- und Lobby-Agentur Hirzel Neef Schmid Konsulenten.
Bersets persönlicher Mitarbeiter in der Zeit von 2020 bis 2023, Stefan Honegger, erhielt 153’207 Franken; der andere persönliche Mitarbeiter (2012 bis 2023) Michael Brändle ging mit 133’728 Franken aus dem EDI-Dienst.
Brändle ist heute Präsident der Kulturstiftung Pro Helvetia. Sie hat für die Förderperiode 2025 bis 2028 ein Budget von 186,9 Millionen Franken zur Verfügung.
Für Rémy Lüthy, der knapp ein Jahr stellvertretender Generalsekretär von 2023 bis 2024 war, gab es 53’759 Franken.
Und Berset selber geht es auch nicht schlecht: Er residiert jetzt in der Villa Massol im Zentrum von Strassburg als Generalsekretär des Europarats.



