Am Dienstagabend ist im Zürcher Kaufleuten der Zürcher Journalistenpreis verliehen worden. Die Jury vergab den Preis für das Gesamtwerk an Peter Haffner. Weiter wurden ein Autorenteam und drei Journalisten ausgezeichnet.
Adrienne Fichter und Ivan Ruslyannikov von der «Republik» wurden mit einem Preis geehrt für ihre Recherche «Yandex – ein TechUnternehmen kreiert Zombies». Darin zeigen sie auf, wie das einst hippe russische Tech-Start-up zum grössten Propagandainstrument des Kreml wurde.
Janique Weder von der «Neuen Zürcher Zeitung» wurde mit einem Preis für ihren Text «Bogotá einfach» prämiert. Darin erzählt sie die Geschichte von einem Schweizer Rentnerpaar, das zunächst vom grossen Glück ausging, in Tat und Wahrheit aber von Anfang an von der afrikanischen Mafia hinters Licht geführt und als arglose Drogenkuriere rekrutiert wurde.
Sarah Serafini gewann einen Preis für ihre bei «Watson» entstandene Reportage «Das vernichtete Leben der Fulya Demir». Hartnäckig, kritisch und mit grosser Empathie recherchierte die Journalistin das Schicksal einer jungen Kurdin nach, das diese aus dem Osten der Türkei nach Altstetten führte, wo sie für ihre Träume mit dem Leben bezahlte.
Der Newcomer-Preis wurde an Matthias Venetz für seinen im «Walliser Boten» veröffentlichten Text «Die leeren Kinderbetten von Lommel» verliehen. Der 1997 geborene Journalist reist zehn Jahre nach dem schwersten Verkehrsunfall in der Geschichte des Wallis in eine belgische Kleinstadt, um zu verstehen, was der Verlust von fünfzehn Kindern mit einer Gemeinschaft macht.
Die Auszeichnung für das Lebenswerk verlieh der Zürcher Journalistenpreis, der zum 43 Mal verliehen wurde, in diesem Jahr an Peter Haffner. Einen Journalisten und Schriftsteller, einen in alle Weltgegenden gereisten Beobachter, der mit seinen Texten seit Jahrzehnten in diversen in- und ausländischen Titeln für Aufsehen sorgt. Dabei finde sich in Haffners Texten nichts Gehetztes, Halbfertiges oder künstlich Aufgeregtes. Stattdessen verbinde sich in ihnen die Sorgfalt des Uhrmachers mit der Fantasie des Künstlers, hiess es in der Laudatio von Manfred Papst auf den 70-jährigen Preisträger.
Ob ein prämierter Text von einem Computer oder von einem Menschen geschrieben wurde, könnte ihn Zukunft wohl zu einer Frage werden, thematisierte Andrea Masüger, der Stiftungsratspräsident des Zürcher Journalistenpreises, in seiner Grussadresse.
Nicht wenige Experten würden dem Journalismus einen fundamentalen Wandel durch KI und Programme wie ChatGPT voraussagen. Diese Entwicklung sowie die zunehmende Schwierigkeit, die Herkunft von Texten zu erkennen, sollten nicht unterschätzt werden.
Für Andrea Masüger war es der letzte Zürcher Journalistenpreis als Stiftungsratspräsident. Er tritt auf Ende Juni von den Aufgaben zurück. Masüger stand dem Stiftungsrat seit 2011 vor. Zuvor war er von 2005 bis 2011 Mitglied der Fachjury gewesen. Aktuell ist er auch Verlegerpräsident.
An seine Stelle als Stiftungsratspräsident tritt Hannes Britschgi. Der gegenwärtige Präsident der siebenköpfigen Jury wurde von den Stiftungsratsmitgliedern einstimmig ins Amt gewählt. Ebenfalls zurückgetreten ist Jurymitglied Stefan von Bergen, der seit 2017 dem Gremium angehörte. Die Nachfolgeregelung für die Leitung und Mitgliedschaft in der Fachjury ist im Gange.
Für den Journalistenpreis 2023 wurden 226 Arbeiten aus der Deutschschweiz eingereicht. Jeder der Hauptpreise ist mit 10’000 Franken dotiert, der 2018 geschaffene Newcomer-Preis mit 5’000 Franken.
Träger der Stiftung sind die vier Medienhäuser CH Media, NZZ, Ringier und Tamedia.
Sponsoren sind Google sowie Japan Tobacco International.
Zudem unterstützen verschiedene Unternehmen und Institutionen die Veranstaltung mit Geldbeiträgen, darunter Graubündner Kantonalbank, UBS, Somedia, Credit Suisse, Bank Vontobel, Verband Schweizer Medien, Zürcher Kantonalbank, Zürcher Presseverein und Björn Johansson Associates.