In ihrer Berichterstattung über den Ukrainekrieg beleuchten Schweizer Medien unterschiedliche Schwerpunkte. Zu diesem weiteren Schluss kommt die Studie des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft (Fög) der Universität Zürich.
In Boulevard- und Pendlermedien mache die aktualitätsbezogene Berichterstattung zum Kriegsgeschehen (39 Prozent) den grössten Anteil aus. «Dieser Anteil ist deutlich höher als auf den Websites der Abonnementsmedien oder des öffentlichen Rundfunks mit jeweils 25 Prozent», wurde in der Studie errechnet.
In Abonnementsmedien (41 Prozent) und dem öffentlichen Rundfunk (42 Prozent) stehen hingegen die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen des Krieges stärker im Zentrum als in Boulevard- und Pendlermedien (25 Prozent).
Eine automatisierte Analyse zur geographischen Vielfalt der Kriegsberichterstattung zeigt zudem eine starke Aufmerksamkeitskonzentration auf die Ukraine (20 Prozent), Russland (13 Prozent) und andere Länder insbesondere des Westens. «Andere, indirekt betroffene Regionen des globalen Südens, die vor einer drohenden Hungersnot stehen, werden vernachlässigt», muss die Studie feststellen.
Bilder nehmen eine zentrale Funktion in der Darstellung von Krieg in den Medien ein. «In der untersuchten Berichterstattung sind kaum problematische Darstellungen von Toten und Verletzten zu finden», darf die Studie festhalten. «Nur 4 Prozent der Kriegsberichterstattung zeigen Bilder von Verletzten oder Toten.»
Alle Darstellungen von Toten waren dabei anonymisiert, das heisst, die Gesichter waren nicht zu sehen oder waren verpixelt beziehungsweise die Körper waren abdeckt oder ebenfalls verpixelt. «Insgesamt war der Umgang mit Bildern von Verletzten und Toten aus medienethischer Perspektive korrekt», sagt Studienleiter Linards Udris.
Alle Medientypen waren zum Teil «sehr abhängig von Nachrichtenagenturen oder externen Quellen». Die Auslandsberichterstattung von Boulevard- und Pendlermedien beruht zu 62 Prozent auf Agenturmeldungen (Abonnementsmedien: 10 Prozent, öffentlicher Rundfunk: 32).
Diese Medien haben in der Regel auch kein eigenes Korrespondenten-Netzwerk, anders als Abonnementsmedien und der öffentliche Rundfunk, deren Beiträge zu 32 beziehungsweise 18 Prozent von Auslandskorrespondenten stammen. Neben Nachrichtenagenturen sind journalistische Medien (21 Prozent) und Social Media (16) – allen voran Twitter – zentrale externe Quellen für Beiträge.
Wichtig bei allen Medientypen sind ebenfalls staatlich-militärische Quellen, die in 31 Prozent der Beiträge verwendet werden. «Gerade durch die Abhängigkeit von solchen externen Quellen besteht das Risiko, dass Narrative von Kriegsparteien unkritisch übernommen werden», betont Linards Udris.