Die Stiftung Telebasel hat am Dienstag «Baseljetzt» gelauncht. Mit dem neuen News-Portal will sie sich fit machen für die Zukunft.
Der Klein Report sprach mit Telebasel-CEO André Moesch über die publizistische Ausrichtung von Baseljetzt, den möglichen Dichtestress unter den lokalen Onlinemedien sowie über die Frage, ob durch die Zusammenarbeit des neuen Onlinemediums mit Telebasel nicht Gebührengelder zweckentfremdet werden könnten.
Die Stiftung Telebasel benennt sich um in BaselMedia. Damit gibt sie den Fokus auf die Trägerschaft des TV-Regionalfernsehens auf. Für die Stiftung sei klar, dass der Betrieb des Regionalfernsehens Telebasel in Zukunft nicht ihr einziges Betätigungsfeld bleiben und der Onlinebereich zunehmend an Bedeutung gewinnen werde, hiess es am Dienstag in einer Medienmitteilung. Sind neben dem neuen Portal Baseljetzt weitere Medienprojekte in Zukunft denkbar oder bereits in Planung?
André Moesch: «Im Moment nicht. Jetzt sehen wir erst mal, wie Baseljetzt läuft. Und dann kann ich mir gut vorstellen, dass wir weitere Projekte angehen.»
Im Basler Regionaljournalismus gibt es mit bajour.ch, onlinereports.ch und primenews.ch bereits mindestens drei etablierte Online-Newsportale. Wieso braucht Basel noch ein weiteres Onlinemedium? Warum hat man nicht einfach telebasel.ch als Portal weiter ausgebaut?
Moesch: «In Basel gibt es noch kein regionales Reichweitenportal ohne Bezahlschranke. Diese Lücke wollen wir mit Baseljetzt füllen. Gleichzeitig haben wir uns zum Ziel gesetzt, unterschiedliche Zielgruppen zukünftig auch mit unterschiedlichen Angeboten zu bedienen. Das heisst, mit dem Regionalfernsehen Telebasel wollen wir vor allem das klassische TV-Publikum Ü-50 ansprechen und mit dem neuen Newsportal Baseljetzt die Jüngeren. Deshalb war eine klare Trennung der beiden Marken nötig.»
Wie will sich Baseljetzt sonst noch von den Mitbewerbern abheben?
André Moesch: «Baseljetzt will der tägliche Newsbegleiter seiner Userinnen und User werden. Laufend und aktuell darüber berichten, was in der Welt passiert und in Basel interessiert. Wir wollen aber auch unterhalten und scheuen uns beispielsweise nicht, das regionale Politgeschehen humoristisch aufs Korn zu nehmen. All das immer in einer Sprache, die ‚normale‘ Leute miteinander sprechen.»
Vor noch nicht allzu langer Zeit wurde telebasel.ch gross überarbeitet. Veraltet wirkt das Portal noch nicht gerade. Was passiert mit diesem Portal in Zukunft?
Moesch: «‚Vor nicht allzu langer Zeit‘ ist relativ. Es ist jetzt mittlerweile auch schon wieder sechs Jahre her. Für die neue Marke Baseljetzt brauchte es natürlich zwingend einen zeitgemässen, frischen Auftritt, da reichte eine Überarbeitung der alten Site nicht. Die Website telebasel.ch wird aber nicht verschwinden, sie wird zukünftig keine Newssite mehr sein, sondern sich klar auf das Fernsehen fokussieren. Hier findet man alle Sendungen zum Nachschauen, Programmhinweise oder Hintergründe zum Sender.»
Baseljetzt soll über Werbung finanziert werden. Trägt auch die Stiftung Telebasel finanziell etwas zum neuen Portal bei und wenn ja, in welchem Umfang?
André Moesch: «Stiftung und operativer Betrieb haben keine getrennte Rechnung, die Frage stellt sich somit nicht.»
Wer vermarktet das neue Baseljetzt?
Moesch: «Regional vermarkten wir uns selber, national vermittelt in erster Linie Audienzz unser Portal.»
Zwar bekräftigt die Stiftung Telebasel, dass keine TV-Gebührengelder für Baseljetzt verwendet werden. Gleichzeitig wird der Videocontent «dank konvergenter Zusammenarbeit mit Telebasel» produziert, wie es in der Mitteilung heisst. Das neue Onlineportal hat damit einen über die Gebühren- und Stiftungsgelder finanzierten Vorsprung vor den oben genannten online-only Portalen. Verzerrt das nicht den Wettbewerb?
André Moesch: «Natürlich profitiert Baseljetzt von dieser Zusammenarbeit. Aber umgekehrt ist es ja dasselbe: Das Fernsehen profitiert eben auch von Online, von den dort generierten Ideen und Geschichten. Ich würde meinen, unter dem Strich gleicht sich das aus. Im Übrigen hat das Bundesamt für Kommunikation diese Frage bereits beim letzten Relaunch eingehend geprüft und festgestellt, dass die Gebührengelder bei Telebasel absolut gesetzeskonform verwendet werden.»
Mitte 2021 wechselten Sie als CEO von CH Media zu Telebasel in die Rheinstadt, wo Sie einstmals ihre journalistische Karriere bei Radio Basilisk in Basel und Radio Raurach in Liestal gestartet haben. Wie ist Ihre Bilanz nach eineinhalb Jahren?
Moesch: «Ich habe noch keinen Tag bereut, diesen Schritt gemacht zu haben. Die Aufgabe ist herausfordernd und spannend, das Umfeld inspirierend. Und es ist schön, wieder in meiner Heimatstadt zu arbeiten!»
Wo haben Sie als Telebasel-CEO bisher Ihre Schwerpunkte gelegt und was konnten Sie umsetzen?
André Moesch: «Zuallererst galt es, den Betrieb personell und organisatorisch wieder zu stabilisieren. Telebasel war doch relativ lange operativ fast ungeführt gewesen. Und dann habe ich zusammen mit unserem neuen Chefredaktor Philipp Chappuis sehr rasch die Projekte Relaunch bei Online und TV an die Hand genommen. Das erste Resultat ist Baseljetzt.»
Welche Pläne haben Sie noch mit Telebasel?
Moesch: «Der nächste wichtige Schritt ist der Relaunch beim Regionalfernsehen Telebasel: Wir kehren inhaltlich dahin zurück, wo Telebasel schon immer seine Stärke hatte, zur Information. Das Flaggschiff, die Nachrichtensendung, wird in neuem Studio aufgewertet und ausgebaut. Dazu kommt dann eine ‚runderneuerte‘ Verpackung, all unsere Signete haben wieder mal einen neuen Anstrich nötig. Im April oder Mai ist es damit soweit.»
Letzte Woche hat die Eidgenössische Medienkommission für eine «technologieneutrale» Umgestaltung der Medienförderung plädiert. Was halten Sie als TV-Manager und als Präsident des Verbandes der Schweizer Regionalfernsehen (Telesuisse) davon?
André Moesch: «Die Gebührenförderung der Regionalfernsehen in Frage zu stellen, ist befremdlich, wenn man gleichzeitig nach demokratierelevanter Information ruft. Gerade die Regionalfernsehen gehören in ihren Sendegebieten zu den letzten Medien, die beispielsweise noch ausgeprägte Politdebatten ermöglichen. Solche publizistischen Leistungen würden einfach verschwinden, wenn man die Gebühren streicht. Gebührenanteile, die notabene einen Bruchteil dessen ausmachen, was die SRG bekommt.»