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Samstag
11.10.2025

TV / Radio

Wille bei ihrer Ernennung zur GD... (SRF)

Wille bei ihrer Ernennung zur GD... (SRF)

In der «Samstagsrundschau» auf Radio SRF1 verteidigt SRG-Generaldirektorin Susanne Wille im Gespräch mit Polit-Journalist Dominik Meier ihren milliardenschweren Medienkonzern mit Pathos, Angstkulisse und Zahlentricks.

Statt von einer Reduktion der Serafe-Gebühren um 135 Franken spricht sie von einer Halbierung in der Sendung mit dem Titel «Welche Zukunft hat die SRG, Frau Wille?» Kritische Fragen des Moderators kontert sie mit Emotionen – und vagen Drohkulissen.

Es war eine ungewöhnliche Begegnung: SRF-Moderator Dominik Meier interviewte seine eigene Chefin. Susanne Wille, seit einem Jahr Generaldirektorin der SRG, sass im Studio und beschwor den nationalen Zusammenhalt – als ginge es um die Schweiz selber, nicht bloss um den Service-public.

Der Anlass: Die bevorstehende Abstimmung über die «200 Franken sind genug!»-Initiative oder auch Halbierungsinitiative genannt. Diese will die Radio- und Fernsehabgabe von heute 335 auf 200 Franken senken – eine markante Reduktion, aber keine Halbierung, wie Susanne Wille mehrfach behauptete. Diese rhetorische Übertreibung zieht sich durch das Gespräch wie ein roter Faden.

Wille malt semi-apokalyptische Szenarien für den Fall der Annahme der Initiative an die Wand: kein Lauberhornrennen mehr, keine Regionaljournale, das Ende der SRG «so, wie wir sie kennen». Und als Höhepunkt der Horrorprognosen: Kein «Donnschtig-Jass» mit Rainer-Maria Salzgeber und Stefan Büsser mehr. Game-over!

Dominik Meier konkret fragt, welche Programme gestrichen würden, erhält er keine klaren Antworten. Statt Zahlen liefert Wille Gefühle, statt Transparenz diffuse Schreckensvisionen.

Gemäss Susanne Wille soll die SRG 270 Millionen einsparen. Der Personalbestand aber bleibt stabil, teils ist er sogar leicht steigend, die Ausgaben insgesamt sind nicht gesunken.

Willes Darstellung, die SRG müsse bei jeder Reduktion «ins Programm schneiden», ist damit nur teilweise belegbar.

Zudem nutzt die ehemalige TV-Journalistin die Sendung, um die Digitalstrategie der SRG zu verteidigen: Die Abkehr von UKW habe zwar Hörer gekostet, zugleich sei die Digitalisierung vorangetrieben worden – mittlerweile werden 87 Prozent aller Radiominuten digital gehört.

Doch gerade bei der jüngeren Zielgruppe bleibt die Nutzung begrenzt, die SRG erreicht nur etwa die Hälfte der 20- bis 30-Jährigen.

Wille versucht, die kritische Öffentlichkeit und die Politik auf ihre Seite zu ziehen. Sie freue sich, wenn sie im Zug SRG-kritischen Menschen begegne und mit ihnen diskutieren könne.

Gleichzeitig präsentiert sich die Generaldirektorin im «Verteidigungsmodus»: Vereinbarungen mit privaten Verlegern sollen die Position der SRG stärken, digitale Inhalte werden teilweise zurückgefahren, im Gegenzug gibt es Zusicherungen zur Medienvielfalt. Und dann behauptet die SRG-Chefin ernsthaft: «Die Privaten wollen eine starke SRG».

Was dies bedeutet, bleibt unklar. Weiterhin steht der Verdacht im Raum: Wille liefert Lippenbekenntnisse – als würde sie von einem Teleprompter ablesen. Dass ein wesentlicher Teil der Gebührengelder in Führungsstrukturen und Management der SRG fliesst, klammert sie aus.

Die «Samstagsrundschau» zeigt damit exemplarisch, wie heikel und schmerzhaft der Spagat zwischen PR, Sparzwang und Service-public-Auftrag geworden ist.

Susanne Wille gibt sich als Kämpferin für den «Medienplatz Schweiz» – doch wer genau hinhört, merkt: Die SRG verteidigt vor allem sich selber. Und das Publikum soll die Rechnung begleichen.