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Freitag
16.05.2025

Medien / Publizistik

SRG und Verlegerverband haben einen Deal ohne TX Group gemacht: Wettbewerbskommission muss noch drüber schauen…    (Bild: © Klein Report)

SRG und Verlegerverband haben einen Deal ohne TX Group gemacht: Wettbewerbskommission muss noch drüber schauen… (Bild: © Klein Report)

Am Tag nach Publikwerden des Deals zwischen der SRG und dem Verlegerverband wird in der Schweizer Presse vor allem SRG-Chefin Susanne Wille gelobt. Für Skepsis gibt es kaum Platz. William Shakespeare hätte es wohl anders gesehen.

Das Aufschnaufen in den Medien hallt durchs ganze Land – allerdings ist es auch zentralistisch gesteuert. Vor allem die Titel der CH Media um Verleger Peter Wanner, der seit Jahrzehnten einer der führenden Köpfe im Schweizer Verlegerverband ist, bejubeln den Deal: «Es ist ein Durchbruch», wird Verlegerverbandspräsident Andrea Masüger beispielsweise in der «Aargauer Zeitung» zitiert.

Masüger lobt die neue SRG-Chefin Susanne Wille und betont dabei, dass der Wechsel an der Spitze der SRG zu einem grundlegenden Wandel geführt habe: Nun seien konstruktive Gespräche über eine Kooperation zwischen der Radio- und Fernsehgesellschaft und den privaten Medien möglich.

Etwas weniger euphorisch sieht es die «Neue Zürcher Zeitung». Sie schreibt von einem «Burgfrieden»: «Wille kam, sah und hat nun ihren ersten Waffenstillstand errungen». Nach monatelangen Verhandlungen mit dem Verband Schweizer Medien (VSM) habe sie sich mit ihm auf ein gemeinsames Verständnis der medialen Grundversorgung geeinigt.

Anders als ihr Vorgänger Gilles Marchand habe sie erkannt, dass es ohne einschneidende Sparmassnahmen nicht gehe. Und Wille habe erkannt, dass es ohne die privaten Medienhäuser nicht gehe. Der Abnützungskampf wäre zu gross. Sowohl die Öffentlich-Rechtlichen als auch die Privaten verlieren Kunden und Werbegelder.

Quintessenz der «Neuen Zürcher Zeitung» – so lapidar wie treffend: «Die gesamte Branche hat grosse Probleme».

Die NZZ nennt aber auch den Makel am Deal beim Namen: «Die TX Group hat die Vereinbarung nicht unterzeichnet. Deren Verleger, Pietro Supino, schreibt in einem kürzlich veröffentlichten Plädoyer für eine aufgeklärte Medienpolitik, die SRG solle sich allein auf audiovisuelle Inhalte konzentrieren».

TX-Group-Chef Supino wolle sich aber weiterhin an gemeinsamen Gesprächen beteiligen.

Noch abseits stehen zudem die Verleger in der West- und der Südschweiz. Die Verbände Médias Suisses und Stampa Svizzera haben das Abkommen bisher nicht unterzeichnet.

Und auch in juristischer Hinsicht macht die NZZ einen wichtigen Hinweis: «Die Wettbewerbskommission muss die Vereinbarung noch kartellrechrechtlich prüfen».

Die Agentur Keystone SDA schlägt in dieselbe Kerbe: «Der Westschweizer Verband Médias Suisses werde bereits nächste Woche entscheiden, ob er die Vereinbarung unterzeichne, hiess es auf Nachfrage. Das Ziel sei zudem, dass auch die Tessiner Stampa Svizzera die Einigung formell unterzeichne.

Vorgelegt werde das «nach mehrmonatigen Verhandlungen» ausgearbeitete Papier nun der Wettbewerbskommission (Weko) zur kartellrechtlichen Prüfung. Erst wenn diese grünes Licht gebe, trete die Vereinbarung in Kraft.

Die Titel der «TX Group» («Tages Anzeiger», «Berner Zeitung», «Basler Zeitung» etc.) kommentieren den Deal mit nüchternem Abstand.

Stellvertretend für den Kompromiss rücken die Blätter die Situation bei den Sportrechten in den Vordergrund: «Sportübertragungen will die SRG nur noch senden, wenn sie nicht mit kommerziellen Anbietern in Konkurrenz steht. Oder wenn sie mit Privaten kooperieren kann».

Weitere Elemente der Vereinbarung sei, dass die SRG den Privaten täglich aufgezeichnetes Rohmaterial zur Verfügung stelle und ihre eigenen Online-Werbebudgets vor allem bei den privaten Verlagen ausgeben wolle.

Feiern lassen darf sich Susanne Wille aber vor allem in den Titeln der CH Media. In einem grossen Interview mit Medienjournalist Francesco Benini sagt sie unter anderem: «Die SRG und die Privaten haben sich über viele Jahren gestritten und bekämpft. Nach meiner Wahl zur Generaldirektorin sagte ich, dass ich Brücken bauen will. Der Medienplatz Schweiz ist zu klein und die internationale Konkurrenz ist zu gross, um Zeit mit Streit zu vergeuden. Es wird immer Differenzen zwischen der SRG und den privaten Medien geben. Es ist ein wichtiges Zeichen, dass wir nun zugunsten der Menschen in der Schweiz zusammenarbeiten».

Fazit des Klein Reports: So sehr man Wille den diplomatischen Erfolg gönnen mag – so sehr würde man sich wünschen, dass sie sich dafür nicht selber abfeiert. Oder wie es William Shakespeare ausdrückte: «Des Ruhmes Würdigkeit verliert an Wert, wenn der Gepries'ne selbst mit Lob sich ehrt».