Seit bald einem Jahr legt das Coronavirus das Leben und die Märkte lahm. Vom faktischen Hausarrest profitiert das Medium TV. Die SRG und Admeira halten aber hinter dem Berg mit Angaben zu ihren Einnahmen aus Werbung und Sponsoring. Eine Recherche von Simon Wenger und Ursula Klein.
«Nein, die SRG-Mitarbeitenden sind derzeit nicht in Kurzarbeit.» Das erklärte Lauranne Peman von der SRG-Medienstelle gegenüber dem Klein Report auf Anfrage. Eine erneute Anmeldung für Kurzarbeit sei «momentan nicht geplant».
Im vergangenen Jahr hatte die SRG für die Monate April bis Juni für rund 600 Mitarbeitende Kurzarbeit beantragt. Und auch bewilligt bekommen, obwohl es auf politischer Seite grossen Druck gab, staatsnahe Unternehmen nicht noch über Kurzarbeit zu unterstützen.
Die davon betroffenen Mitarbeitenden haben laut Lauranne Peman vor allem im Bereich Operationen gearbeitet, sprich Kameraleute oder Tontechniker. Dies sei nötig gewesen «aufgrund der ausgefallenen Sport- und Gross-Events». Davon betroffen sind vor allem Personen der Produktionseinheit TPC.
Die Werbeeinnahmen der SRG seien durch die ausgefallene Sport-Übertragungen, insbesondere die Eishockey-WM, die Fussball-EM und die Olympischen Spiele «stark betroffen», sagte Lauranne Peman weiter, ohne konkrete Zahlen zu nennen. «Aber auch wirtschaftlich bedingte Massnahmen von stark betroffenen Branchen und die Veränderung der Nutzung hatten einen Einfluss auf die Entwicklung der Werbeeinnahmen im 2020.»
Nach einem sehr guten Start ins 2020 sei ab März ein «starker Einbruch» erfolgt. Ihre Werbeaufträge stornierten oder verschoben vor allem jene Branchen, welche unter dem Rückgang von Konsum und Reisen litten oder von Produktionsproblemen betroffen waren, zum Beispiel wegen unterbrochener Zulieferer-Ketten.
«Während zum Beispiel die Reise- und die Automobilbranche sowie die Fachmärkte ihre Werbeausgaben bei der SRG reduzierten, erhöhten etwa die Telekommunikationsunternehmen ihre Werbepräsenz», so Lauranne Peman gegenüber dem Klein Report. Alles in allem habe die SRG ab August eine «leichte Entspannung» verzeichnen können.
Auf die mehrfache Nachfrage, diesen «starken Einbruch» und diese «leichte Entspannung» wenigstens grob zu beziffern, liess man den Klein Report ausrichten, dass die Zahlen Ende April im SRG-Geschäftsbericht publiziert würden.
Komplett auf Granit stiess der Klein Report bei Admeira, die mehrheitlich das grosse TV-Inventar der SRG vermarktet. Trotz mehrerer Nachfragen verweigerte Ringiers TV-Vermarkter genauere Auskünfte zur Situation des SRF-Inventars auf dem Werbemarkt.
Als Fernsehveranstalter regiert die SRG über ein Medium, dass in der Krise im Nutzermarkt auf der Gewinnerseite steht. Nach den aktuellsten Zahlen von Mediapulse vom Januar 2021 hat TV seine Reichweite in den klassischen Nachrichten-Slots und noch stärker in der abendlichen Primetime um bis zu vier Prozent ausbauen können.
Und dieses Zuschauer-Plus versteht die SRG offenbar auch teilweise in Bares umzumünzen. Zumindest sagte Lauranne Peman dazu: «Die situationsbedingt zusätzlich hohe Nutzung und das gute Image des Mediums TV für Werbetreibende kann zu einer schnelleren ‚Erholung‘ des Einbruchs aufgrund der COVID-19-Pandemie beitragen.»
Die SRG glaube allerdings, dass sich der Bonuseffekt wohl abschwächen werde, sobald der Lockdown falle und «Normalität» einkehre. Was immer dann «normal» sein wird.
Und dann gibt es neben den TV-Werbeeinnahmen ja auch die nicht unbedeutenden Werbeeinnahmen aus dem SRF-Sponsoring. Der Sponsoring-Bereich ging im Zuge des Rückbaus von Admeira im April 2020 zurück zum Schweizer Radio und Fernsehen und wird heute direkt vermarktet.
Und natürlich spricht auch Thomas Pittino, Leiter Vermarktung SRF, gegenüber dem Klein Report von den abgesagten Sport-Events.
Auf den Geschäftsgang zwischen Januar 2020 und Januar 2021 angesprochen, sagte Pittino gerade mal soviel: «Sponsoring-Engagements bei SRF sind an konkrete Sendungen gekoppelt. Aufgrund der Pandemie sind viele Live-Sport-Übertragungen ausgefallen, was zu einem Umsatz-Verlust geführt hat. Zudem mussten verschiedene Kunden aus stark betroffenen Branchen ihre geplanten Engagements kurzfristig stornieren.»
Abgesehen von den «direkten Pandemie-Effekten» konnten die gesetzten Ziele aber erreicht werden, so Pittino.