Content:

Donnerstag
06.02.2025

TV / Radio

«Unsere angespannte finanzielle Situation lässt uns leider keine andere Wahl mehr, als auf viele lieb gewonnene Angebote zu verzichten…», erklärt Nathalie Wappler…     (Bild © Klein Report)

«Unsere angespannte finanzielle Situation lässt uns leider keine andere Wahl mehr, als auf viele lieb gewonnene Angebote zu verzichten…», erklärt Nathalie Wappler… (Bild © Klein Report)

Auch beim Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) geht es drunter und drüber. Das viel gelobte Changemanagement läuft aus dem Ruder.

Nach Bekanntgabe der Einstellung des Leute-Magazins «G&G – Gesichter und Geschichten» veröffentlichte der Sender am Donnerstagmorgen ein weiteres eher kryptisches Sparmassnahmen-Paket.

Im Rahmen des strategischen Unternehmensprojektes «SRF 4.0» seien aufgrund der angespannten finanziellen Situation weitere Spar- und Personalmassnahmen getroffen worden, heisst es im streckenweise identischen Wortlaut wie am Vortag.

Die Anpassungen betreffen Radio, TV und online. «Bis Ende 2026 werden damit knapp 8 Millionen Franken eingespart und bereits bis Anfang nächstes Jahr rund 50 Vollzeitstellen abgebaut», schreibt SRF dazu.

Danach folgt ein drei Abschnitte langer wortwörtlich gleicher Text wie am Mittwoch bereits publiziert. SRF-Direktorin Nathalie Wappler «ordnet ein» und bedauert. Für die betroffenen Mitarbeitenden kommt der Sozialplan der SRG zum Einsatz.

Die Angebotsveränderungen zögen neben einem Stellenabbau auch Veränderungen insbesondere in Produktion und Infrastruktur nach sich.

Inhaltlich wird der Fokus stärker auf den Hauptabend ab 19 Uhr gelegt und auch auf Inhalte, die «sich auch fürs Streaming eignen». «Das entspricht zunehmend dem Nutzungsverhalten unseres Publikums. Wir wollen damit unsere Ressourcen noch konzentrierter dort einsetzen, wo sie beim Publikum die grösstmögliche Wirkung erzeugen – ganz im Sinne des zielorientierten Mitteleinsatzes», «betont» Nathalie Wappler, wie es heisst.

Ab August seien zwischen 18 und 19 Uhr neben dem moderierten Newsflash und «Mini Chuchi, dini Chuchi» eingekaufte Unterhaltungsformate – insbesondere Factuals – zu sehen. Die 18-Uhr-«Tagesschau» wird durch einen moderierten Newsflash ersetzt.

SRF werde auch künftig über Gesellschaftsthemen berichten. Dafür werde ein Teil des heutigen «G&G»-Teams entsprechende Inhalte für verschiedene Sendungen und Onlineangebote realisieren.

SRF 1 verzichte am Samstagabend auf die beiden jährlichen Ausgaben «SRF bi de Lüt – Live» sowie die Produktion der «Swiss Comedy Awards».

Es würden neue Angebote entwickelt, «die sich im Sinne des veränderten Medienkonsums besser für eine zeitversetzte Nutzung auf Streamingplattformen eignen».

Auf die zahlreichen weiteren «SRF bi de Lüt»-Formate wie beispielsweise «Landfrauenküche» oder «Hüttengeschichten» habe der Entscheid keinen Einfluss.

Zudem würden «die Sommerpausen einzelner Sendungen verlängert und zu nutzungsschwachen Zeiten mehr Wiederholungen ausgestrahlt».

Kürzungen seien zudem in der Film- und Serienberichterstattung im Fernsehen, Radio und online vorgesehen. «Auf srf.ch und in den Apps reduziert SRF wirkungsschwache Inhalte.»

Beim Radio setzt SRF auf kürzere Beiträge statt auf längere Wortinhalte. «Dies entspricht vermehrt den Nutzungsgewohnheiten des Radiopublikums und stärkt die Sender in ihrem Programmablauf.»

Deshalb verzichte Radio SRF 1 auf das Hörspiel am Montag von 14 Uhr bis 15 Uhr und auf das Wirtschaftsmagazin «Trend». Teile der freien Ressourcen fliessen in die tagesaktuelle und vertiefende Wirtschaftsberichterstattung.

Dito beim «Wissenschaftsmagazin» auf Radio SRF 2 Kultur. Wissensinhalte werden ins Tagesprogramm integriert.

Der News-Sender Radio SRF 4 News fokussiere noch stärker auf den Morgen und den Vorabend. Verzichtet wird zwischen 9.30 Uhr und 12 Uhr auf Livemoderationen.

Bei Radio SRF 2 Kultur bekomme das Morgenprogramm ein einheitliches Profil. Anstelle der demnächst eingestellten Sendung «Kontext» gibt es 25-minütige Live-Talks zu Kunst, Literatur, Film, Musik und Gesellschaft. Die Sendung «Passage» entfällt.

Man wolle trotzdem «auf vertiefende Audio-Features setzen». Dieses Genre werde jedoch weiterentwickelt und den Nutzungsgewohnheiten angepasst.

Der SRF-Geschäftsleitung hat es der «Literaturclub» angetan. «So erscheint auch der Podcast ‚Zwei mit Buch‘ künftig unter diesem Namen.» Und das Online-Angebot «Bestenliste» werde enger mit dem «Literaturclub» verknüpft.

Im Klassik- und Jazzangebot fusioniere SRF in den kommenden Monaten Sendungen. Synergien gebe es beim Gefäss «Im Konzertsaal». SRF werde Konzertaufzeichnungen von RTS und RSI übernehmen.

«Schlanker produziert» werden die Radio-Formate «Spasspartout», «Buchzeichen» und «Dini Mundart».

Die «Hitparade» und «Sounds!» auf Radio SRF 3 bleiben bestehen. Diese hätten aber einen Sparauftrag erhalten. Eingestellt wird der Podcast «Sounds! Zentrale».

Und Radio SRF Virus nutze mehr Synergien mit anderen Angeboten für ein jüngeres Publikum, unter anderem über eine gemeinsame redaktionelle Planung.

«Zusätzlich zu den Veränderungen im Angebot muss auch die Abteilung Technologie zeitnah Einsparungen von rund 3 Millionen Franken umsetzen», schreibt SRF. So würden bis 2026 weitere 7 Vollzeitstellen abgebaut sowie Service- und Lizenzkosten wie auch weitere IT-Leistungen reduziert, heisst es. Ob die 7 Personen zu den 50 hinzukommen, hat Nathalie Wappler leider nicht «eingeordnet».