Der Basler Fotograf Jan Geerk schoss 2013 per Zufall Fotos von «Carlos» in einem Thaibox-Training. Als die Medien den Schläger-Fall aufgriffen, bedienten sie sich ohne zu zahlen an seinen Fotos. Dem Klein Report erzählt der Fotograf die Story hinter dem Bild.
Geerk hatte 2013 in dem Boxstudio in Reinach eigentlich nur Promobilder geschossen - und dabei «Carlos» respektive Brian K. vor die Linse gekriegt, den bald darauf das ganze Land kennen sollte. Und den Geerk-Fotos ein Gesicht geben sollten.
«Ich wusste damals nicht, dass ich diesen besagten Carlos mehrfach fotografiert hatte», sagt Jan Geerk gegenüber dem Klein Report.
Nachdem das «Sondersetting» des Jugendlichen, zu dem auch das Box-Training gehörte, von den Medien angeprangert worden war, entdeckte als Erstes der «Blick», so Geerk, die Bilder von Brian K. auf der Website des Boxstudios.
«Sie bedienten sich dann einfach und veröffentlichten die Bilder, ohne mich oder den Boxclub zu fragen oder zu entschädigen», sagt der Fotograf weiter. «Kurz danach zogen fast alle anderen Medienhäuser der Schweiz nach und verwendeten die Bilder ebenfalls.»
Als er den Bilderklau entdeckte, habe er Screenshots gemacht und bei den Verlagen eine Nachlizensierung verlangt. «Als ursprünglich studierter Jurist wusste ich auch, wie man da vorgehen muss.»
Das war eine Heidenarbeit: «20 Minuten», «Tages Anzeiger», «Basler Zeitung», «Der Bund», «Langenthaler Tagblatt», «Thuner Tagblatt», «Basellandschaftliche Zeitung», «Le Matin», «Limmattaler Zeitung», «Grenchner Tagblatt», «Schweiz am Sonntag», die «Neue Luzerner Zeitung» und noch viele andere Titel hätten sich an seinen Bildern bedient, sagt Geerk.
Darauf angesprochen, welche Medien vor der Publikation bei ihm angefragt hätten, sagt der Fotograf: «Zuerst mal keine. Als es dann langsam publik wurde, dass ich der Urheber der Bilder bin, kamen immerhin die NZZ, Keystone, SRF und die ‘Weltwoche’ auf mich zu und fragten nach den Bildern.» Der «Blick» habe schliesslich noch weitere Fotos aus der «Carlos»-Serie gekauft und eine «anständige Summe» bezahlt.
Einige Verlage hätten sich zunächst geweigert, ihn zu entschädigen. «Sie behaupteten, die Bilder seien ja im Internet und daher frei verfügbar.» Er wisse nicht mehr genau, welche Verlage das waren, sagt der Fotograf dem Klein Report. «Aber am Ende habe ich alle dazu bekommen zu zahlen.»
Jan Geerk versteht sich als Fotograf, der für seine Landschaftsbilder bekannt sein möchte. «Es ist mir unangenehm, dass mein erfolgreichstes Bild ausgerechnet ein Bild von einem Straftäter geworden ist.»
Darum habe er die Sache bisher auch nicht an die grosse Glocke gehängt. Den Verlagen sagte er, sie sollten seinen Namen nicht unters Foto schreiben, damit er von Google nicht auf die «Carlos»-Bilder reduziert wird.
«Doch fand ich es jetzt doch wichtig, die Geschichte zu erzählen, um auch anderen Fotografen Mut zu machen», begründet Jan Geerk seinen Schritt an die Öffentlichkeit. «Die Selbstbedienungsmentalität im Internet hat unterdessen erschreckende Ausmasse angenommen. Und wir Fotografen müssen uns wehren.»