Die Radiokanäle von Radio Television Suisse (RTS) berichten zu wenig über die Deutschschweiz und das Tessin, so eines der Ergebnisse der neuen Programmanalyse des Bundesamts für Kommunikation (Bakom). Und das jugendliche Radio Option Musique ist einem kommerziellen Radio zum Verwechseln ähnlich.
Der Service-public-Auftrag verlangt von den SRG-Radios, dass sie vor allem aus ihren Sprachregionen berichten. Gleichzeitig müssen sie aber auch über das Geschehen in den anderen Landesteilen informieren.
Hier stagnieren die RTS-Radios seit der letzten Untersuchung jedoch: Nur durchschnittlich sechs Prozent der Zeit, in der sie Informationen senden, widmeten die französischsprachigen Sender im Jahr 2018 den anderen Sprachregionen, wie der neuen «Programmanalyse» zu entnehmen ist, die das Forschungsinstitut Publicom im Auftrag des Bakom durchgeführt hat.
Wenn überhaupt aus anderen Regionen berichtet wird, geht es in den RTS-Radioprogrammen fast immer um die Deutschschweiz. Die italienischsprachige Schweiz wird weitestgehend ignoriert. Über Frankreich zum Beispiel wird mehr berichtet als über das Tessin und die Deutschschweiz.
Dies war auch schon in früheren Untersuchungen so. Der Bundesrat hatte deshalb die Vorgaben für die Berichterstattung über andere Sprachregionen in der neuen Konzession, die seit Januar gilt, verschärft. Ob die Massnahmen greifen, wird erst in der nächsten Untersuchung zu sehen sein; die vorliegende basiert auf dem alten Konzessionsrecht.
Vor allem bei La 1ère sei das Informationsangebot «sehr vielfältig». Gut abgedeckt würden politische und kulturelle Themen, Letzteres vor allem bei Espace 2.
Sportliche und wirtschaftliche Themen sind dagegen weniger präsent. Die verschiedenen Akteure und Meinungen werden insgesamt ausgewogen repräsentiert. Sobald es aber darum geht, kontroverse Positionen in einem thematischen Zusammenhang aufzuzeigen, sind die einzelnen RTS-Programme «sehr unterschiedlich».
Das Musikangebot von Couleur 3 beurteilt Publikom als vielfältig. Option Musique, der vierte RTS-Kanal, entspreche aber «aufgrund der geringen Informationsleistung und der hauptsächlich auf Mainstream ausgerichteten Musik eher dem Programmkonzept eines kommerziellen Radios als dem eines Service-public-Senders».
61 Prozent beträgt der Marktanteil der SRG-Radios in der Welschschweiz im ersten Semester 2019 laut den Zahlen von Mediapulse. Den Privatradios kommen 30 Prozent zu und den ausländischen Programmen 9 Prozent. Alleine La 1ère hat einen Marktanteil von 33 Prozent, bei Radio SRF1 sind es derzeit 28 Prozent.