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Samstag
20.05.2023

TV / Radio

Aus TVO soll OTV werden, geht es nach dem Willen von Galledia: Blick ins Studio von TV Ostschweiz. (Bild Google Maps)

Aus TVO soll OTV werden, geht es nach dem Willen von Galledia: Blick ins Studio von TV Ostschweiz. (Bild Google Maps)

Die Jagd nach den regionalen TV-Konzessionen und den damit verbundenen Gebührengeldern ist auch in der Ostschweiz lanciert: Die Galledia Group AG fordert den CH-Media-Sender TV Ostschweiz heraus.

Der Name des neuen Senders, den Galledia aus dem Boden stampfen will, macht sich den Namen des derzeit konzessionierten Regionalfernsehens zu eigen. «Ostschweiz TV» (OTV) soll das Kind heissen, dessen erste Umrisse seit Freitag bekannt sind.

Wie bei allen Bewerbungen um die regionalen Konzessionen unterstreicht auch Galledia ihr Bemühen um möglichst viel und vielfältige Regionalinformation. «Mit OTV setzen wir auf ehrliches und zu 100 Prozent regionales Fernsehen aus den Kantonen St. Gallen, Thurgau, Appenzell AI und Appenzell AR», sagte Daniel Ettlinger, CEO des Ostschweizer Medienunternehmens, das neben verschiedenen Fachpublikationen auch den «Rheintaler» und den «Werdenberger & Obertoggenburger» herausbringt.

Konkret soll wochentags das Programm des neuen Senders mit der Mittagsnachrichtensendung «Ostschweiz 12 nach 12» starten. Um 18.00 Uhr ist die Hauptsendung «Ostschweiz Aktuell» programmiert, gefolgt von der Diskussionssendung «Ostschweiz Talk». 

Als Novum kündigte Galledia die Kultursendung «Ostschweiz Kultur» an. Am Sonntag ist «Ostschweiz Weekend Sport» vorgesehen.

«Mit unserem Engagement und Investment in das Regionalfernsehen wollen wir einen Beitrag zur Medienvielfalt und zum Demokratieprozess in der Ostschweiz leisten», so Ettlinger, der 2018 nach elf Jahren bei der NZZ-Mediengruppe als CEO zur Rheintal Medien AG wechselte. 

Mit dem Konzessionsgesuch tritt das neue OTV gegen das Fernsehen TVO aus der Ostschweiz an, welches im Besitz von CH Media ist, dem Joint Venture von AZ-Medien und NZZ.

Daniel Ettlinger betont, man wolle «keinen Einheitsbrei und eingekaufte Formate» produzieren. Fast wortidentisch hat vor zwei Wochen bereits die Telebasel-Betreiberin BaselMedia ihre Bewerbung angekündigt. Die Berner TV-Konzession, die via Telebärn derzeit ebenfalls von CH Media gehalten wird.

Anders als die Basler versucht es Galledia aber noch mit einem weiteren Trumpf: Das neue Ostschweiz TV soll «der erste klimaneutrale TV-Sender in der Schweiz» werden. Dazu sei ein «Projekt» lanciert worden mit den Instituten der Ostschweizer Fachhochschule, die sich mit Klima-Belangen beschäftigen.

Galledia beschäftigt nach eigenen Angaben 420 Mitarbeitende. Für den Betrieb plant das Ostschweizer Fernsehprojekt mit 31 Vollzeitstellen, verteilt auf 36 Personen. 

Gemäss den Bewerbungsunterlagen des Bundesamtes für Kommunikation (Bakom) winken der TV-Konzessionärin in der Ostschweiz 3’642’716 Franken aus dem Gebührentopf. Bis Ende Jahr sollen die 13 Konzessionen für die Zeit von 2025 bis 2034 vergeben werden. Auch die Konzessionen für die Lokalradios sind derzeit ausgeschrieben.

Dass bei der Jagd nach den TV-Konzessionen mitunter mit harten Bandagen gekämpft wird, zeigte sich bei der letzten Ausschreibung 2008. Damals ging die Ostschweizer Konzession an TVO von der NZZ-Gruppe. Der Winterthurer Top-Medien-Besitzer Günter Heuberger, der sich mit dem Projekt «Tele Säntis» beworben hatte, focht die Vergabe hartnäckig an – mit dem Effekt, dass die TVO-Konzession über mehrere Jahre nur als Provisorium galt und entsprechend weniger Gebührengelder flossen. 2012 wies das Bundesverwaltungsgericht Heubergers Beschwerde dann definitiv ab.

In der aktuellen Runde hat sich Heubergers Regionalmedienimperium erneut um die Konzession Zürich-Nordostschweiz beworben, die Tele Top 2008 TeleZüri wegschnappte. Der damals noch zu Tamedia gehörende Zürcher Regionalsender focht den Entscheid nicht an.