Längerer Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaub, Anlaufstellen für Mobbing und sexuelle Belästigung oder die Möglichkeit, am Ende der Laufbahn kürzerzutreten, ohne bei der Pension einzubüssen: Darauf haben sich das Schweizer Syndicat Medienschaffender (SSM) und die SRG-Spitze im neuen Gesamtarbeitsvertag geeinigt.
«Der SSM ist zufrieden, denn zum ersten Mal seit dem Gesamtarbeitsvertrag von 2004 bringt der neue Vertrag Verbesserungen und keine Verschlechterungen», sagte Martina Lopez, Regionalsekretärin Romandie beim SSM, gegenüber dem Klein Report zum Ergebnis der Verhandlungen mit der SRG-Direktion.
Auf Abstriche angesprochen, sagte die Gewerkschafterin: «Wir haben keine Zugeständnisse gemacht.»
Allerdings sind zwei Forderung in den Verhandlungsrunden ohne Lösung geblieben. «Die Erhöhung des Mindestlohns ist positiv, aber das Lohnsystem bleibt dereguliert, während wir mit der SRG diskutieren wollten, wieder eine nicht sehr restriktive Regulierung der Lohnentwicklung einzuführen, die es ermöglicht, Perspektiven zu bieten und die Stagnation der Gehälter, die für einen Grossteil der Belegschaft demotivierend ist, zu begrenzen.»
Dazu habe die Gewerkschaft Anfang des Jahres eine Petition eingereicht, die von 1500 Mitarbeitern unterzeichnet worden sei.
Die zweite Forderung, mit der der SSM nicht durchdringen konnte: Der Geltungsbereich des Gesamtarbeitsvertrags bleibt aus Sicht der Arbeitnehmervertreter zu eng. «Wir wollten einige der Externen, die regelmässig für die SRG arbeiten, sowie die Führungskräfte integrieren, um ein Zusammengehörigkeitsgefühl herzustellen», sagte Martina Lopez weiter gegenüber dem Klein Report.
Mit Blick auf Mobbing und sexuelle Belästigung, wofür Radio Télévision Suisse (RTS) vor einem Jahr in die Schlagzeilen gekommen war, beinhaltet der neu unterschriebene Gesamtarbeitsvertrag ein neues Reglement zum Verhalten am Arbeitsplatz sowie Vertrauenspersonen, an die sich Betroffene wenden können.
«Die in der Westschweiz durchgeführten Befragungen zeigten, dass es an einem klaren und einheitlichen Verfahren sowie an einem Zugang zu einer unabhängigen externen Stelle fehlt, um Probleme am Arbeitsplatz zu äussern und Beratung und Nachbetreuung zu erhalten», so Lopez.
Von nun an werde es eine solche externe Stelle geben. «Damit bleiben weniger Verletzungen des Persönlichkeitsschutzes (Belästigung, Mobbing oder ähnliches) unaufgedeckt», so die Gewerkschafterin weiter.
Doch unabhängig von den neu installierten Anlaufstellen und klar definierten Meldeverfahren: Für Martina Lopez ist klar, dass «die neuen Regeln allein nicht ausreichen werden, um die Missstände zu beheben. Dazu brauchen wir gleichzeitig Massnahmen zur Veränderung der Führungskultur».