Manchmal braucht es nur eine Meldung auf dem Kurznachrichtendienst X und es werden ganze Zeitungsseiten gefüllt – so im Falle von Gerhard Pfister während des Schweizer Startspiels an der Fussball-EM gegen Ungarn.
Von der Seitenlinie hat Thomas Renggli für den Klein Report den Pfostenschuss von Fussball-Fan Pfister angeschaut.
Der Nationalrat und Mitte-Präsident sah sich Teile der Partie auf SRF2 an. Er freute sich über die taktisch hervorragend disponierte Schweizer Equipe, aber ärgerte sich über die Leistung von SRF-Vorkämpfer Sascha Ruefer. Also griff der Zuger zum Handy und setzte via X einen Zweizeiler ab: «Wollt ihr den nicht langsam auswechseln oder ihm mindestens einen kompetenten Co-Kommentator zur Seite stellen, @SRF?» Denn Ruefers Gebrüll-Performance motiviere zur Fahnenflucht zu ARD/ZDF oder ORF für den Rest des Turniers, wie schon seit Jahren.
Dies wird Pfister am Mittwochabend beim zweiten Schweizer Turnierauftritt gegen Schottland so pflegen. Auf Anfrage des Klein Reports sagt er: «Ich schaue die Spiele schon immer öfters auf den Westschweizer oder Tessiner Kanälen – aber viele Partien auch auf ARD, ZDF oder ORF.»
Doch der Politiker teilt das Schicksal des österreichischen Verteidigers Maximilian Wöber. Seine bisher wichtigste Intervention an der Euro war ein Eigentor. Pfister sagt: «Die Reaktionen auf meinen Tweet sind mehrheitlich negativ gegen mich und positiv für Herrn Ruefer». Die Anzahl der Rückmeldungen überrasche aber selbst ihn. Gleichzeitig hält Pfister gegenüber dem Klein Report fest: «Einen Journalisten der SRG zu kritisieren, ist meistens kein Kassenschlager, aber für einen gebührenzahlenden Politiker meines Erachtens etwas Legitimes.»
Gerhard Pfister hat Lösungsansätze bereit. Als potenziellen Co-Kommentator an der Seite von Ruefer würde er beispielsweise den früheren FCZ-Regisseur Blerim Dzemaili einwechseln. Unerreicht für immer sei Günter Netzer. Ganz generell findet Pfister das Zweimann-Modell (wie in Deutschland und Österreich praktiziert) spannender als einen Monolog – sportartenübergreifend: «Top waren Stefan Bürer und Heinz Günthardt im Tennis. Die beiden haben zu Recht einen Journalistenpreis erhalten, der SRG sei Dank.»
So darf man gespannt sein, wie sich die Fussball-Euro weiterentwickelt. Medial und sportlich. Für Sascha Ruefer wie für den Schweizer Nationaltrainer Murat Yakin gilt am Mittwoch gegen Schottland das Gleiche: den Ball flach halten und hoch gewinnen. Das wäre auch im Sinne von Gerhard Pfister.