«Es gibt Journalisten, die in einer ungebrauchten, leeren Tasse Kaffeesatz lesen wollen», wetterte SRG-Präsident Jean-Michel Cina am Mittwoch auf X (ehemals Twitter).
Anlass des Journalisten-Bashings: Francesco Benini schrieb in den CH-Media-Zeitungen am Dienstag von einem «Manöver der SRG gegen Wille und Wappler».
Wir erinnern uns: SRF-Direktorin Nathalie Wappler und SRF-Kulturchefin Susanne Wille werden als Spitzenanwärterinnen für den vorzeitig frei werdenden Drehsessel von SRF-Generaldirektor Gilles Marchand gehandelt. Bis Ende Jahr soll die Nachfolge feststehen.
Beide Kandidatinnen würden wichtige Vorgaben, die der SRG-Verwaltungsrat in der Ausschreibung des Job-Profils definiert hatte, nicht erfüllen, heisst es in dem CH-Media-Artikel weiter.
Gemäss Recherchen des Klein Reports hat Larissa Bieler, Direktorin und ehemalige Chefredaktorin von SWI swissinfo.ch, zur Zeit noch intakte Chancen. Nicht auffallen, den Ball flach halten ist Bielers Devise. Seit Juli 2022 ist sie Mitglied der Geschäftsleitung der SRG.
Bei Susanne Wille ist es die mangelnde Erfahrung in der Führung einer Grossorganisation von über 500 Mitarbeitenden. Wappler wiederum ist schon jenseits der 55.
Diese Vorgaben zu Alter und Führungserfahrung stünden in den «Spezifikationen der idealen Kandidatur», schreibt die Zeitung weiter und fragt: «Welches Spiel treibt die SRG?»
Diese Mutmassungen rückte SRG-Präsiden Jean-Michel Cina am Mittwoch in seinem Tweet ins Reich der Phantasterei: «Das erinnert mich an Luftgitarre spielen. Es kommen keine Töne raus. ‚But the show must go on!‘».
So gewitzt und frei heraus kennt man das CVP-Urgestein aus dem Wallis ja gar nicht, findet der Klein Report. Was gar nicht geht: Dass er mit seinem Rundumschlag die Journalisten und Journalistinnen überhaupt unter Verdacht stellt. Gerade er, der dem grossen gebührenfinanzierten Medienunternehmen SRG vorsteht.