Bereits durch die Corona-Krise ist der Papierpreis in den letzten beiden Jahren rasant gestiegen. Manche Zeitungsverlage befürchten nun, dass mit der erwarteten Energiekrise das Papier definitiv knapp beziehungsweise unerschwinglich werden könnte.
Der Klein Report hat sich bei Schweizer Medienhäusern umgehört, wie sie sich auf die drohenden Engpässe einstellen.
«Die gestiegenen Papierpreise haben uns, wie andere Medienunternehmen auch, stark getroffen und zuletzt unser Halbjahresergebnis beeinflusst», sagte zum Beispiel Ursula Nötzli, Kommunikationsleiterin bei der TX Group.
Monatelange Streiks in finnischen Papierfabriken, der Ukraine-Krieg und eine sehr dynamische Preisentwicklung im Energiesektor hätten dazu geführt, dass die Preise für Papier dramatisch gestiegen sind, «zwischen November 2020 und April 2022 um gut 100 Prozent».
«Aufgrund dessen mussten wir die Preise bei allen Tamedia-Zeitungen im Abonnement und Einzelverkauf diesen Sommer nachjustieren. Die Möglichkeit der Preiserhöhungen besteht bei ‚20 Minuten‘ als kostenlose Pendlerzeitung nicht. Jede Erhöhung des Papierpreises hat direkte Auswirkungen auf das Ergebnis.»
Die Verdoppelung der Papierkosten spürt auch CH Media. Das schlage sich «in hohen Mehrkosten und einer entsprechenden Ergebnisverschlechterung nieder, was wir nicht in Zahlen quantifizieren», sagte Sprecherin Vanessa Flack.
Ringier-Sprecher Michele Paparone beziffert den Anstieg des Papierpreises allein seit Jahresbeginn auf 30 Prozent. «Die weitere Entwicklung im Markt in den Bereichen Papier und Energie wird von uns engmaschig beobachtet. Zudem haben wir verschiedene Szenarien für den Fall einer sich zuspitzenden Verknappung des Papier- und Energieangebots erarbeitet und passen diese fortlaufend an.»
Doch was heisst das genau? Auf Nachfrage wird Paparone ein klein bisschen konkreter: Die erwähnten Papiermangel-Szenarien würden «die gesamte Bandbreite von einer regulären Situation über einer Lieferverknappung bis hin zum Lieferstopp» abbilden.
Wie sich Tamedia und 20 Minuten auf eine Papierlücke vorbereiten, liess Ursula Nötzli unbeantwortet. CH Media nehme die Lage «sehr ernst». «Wir führen dazu intern Diskussionen über mögliche Massnahmen. Es wurde dazu noch keine Entscheidung getroffen.»
An einem ähnlichen Punkt steht man auch in den Verlagsbüros des «Bieler Tagblatts». «Es ist noch zu vieles unklar. Auch wissen wir noch nicht, wie sich der Papierpreis sowie der Effekt der Energiepreise auf den Druck auswirken werden», sagte Manuela Rufer, Leiterin Nutzermarkt und Marketing bei der Gassmann Media AG, gegenüber dem Klein Report. In der ersten Hälfte Oktober werde man sich intern darüber austauschen.
Und dann ist da auch noch die Stromlücke und der Knick in der Gasleitung nach Russland, weswegen der Bundesrat vor ein paar Wochen die Schweizer Unternehmen und Haushalte zum grossen Energiesparen aufgerufen hat.
Darauf angesprochen, was die Verlagshäuser konkret unternehmen, heisst es bei Ringier: «Beim Druckprozess wird derzeit versucht, weitere Effizienzen zu erzielen.»
Vanessa Flack sagte: «Als einer der Grossverbraucher der Schweiz muss sich auch CH Media mit einer allfälligen Strom- und Gasmangellage auseinandersetzen. Je nachdem, wie sich die Lage entwickelt, gehen wir davon aus, dass der Bundesrat Massnahmen verordnen wird. Entsprechend trifft CH Media mit einer Arbeitsgruppe erste Vorbereitungen, um auf eine Energiekrise rasch und möglichst flexibel reagieren zu können. Dies betrifft die Themen Einsparen von Energie sowie allfällige Ad-hoc-Massnahmen zur Krisenbewältigung. Die Mitarbeitenden wurden bereits in einer ersten internen Kommunikation entsprechend sensibilisiert.»
Mehrere der in der Energiesparkampagne des Bundes vorgeschlagenen Massnahmen wurden oder werden umgesetzt, heisst es bei der TX Group.