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Mittwoch
19.09.2018

Medien / Publizistik

keystone-sda

Ein Jahr nach der Fusion dreht sich die Keystone-SDA scheinbar im Kreis: Gegenüber ihren Kunden zeigt sich die Agentur erneut grosszügig und ist bereit, ihnen weiterhin Rabatte zu gewähren.

Dafür soll die Geschäftsleitung besonders genau auf die Ausgaben schauen, was einmal mehr Folgen für das Personal haben könnte.

Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurde erklärt, weshalb der Verwaltungsrat der Keystone-SDA den Kunden auch im nächsten Jahr sogenannte «umsatzmässige Rabatte» gewähren wird: «Der Medienmarkt ist in einer Transformationsphase und die Situation für die Medienkunden bleibt angespannt», heisst es in einem internen Schreiben an die Belegschaft, das dem Klein Report vorliegt.

Die Grosskunden, die am stärksten von diesen Rabatten profitieren, sind allen voran die Medienhäuser, die auch im Verwaltungsrat der Keystone-SDA vertreten sind – dazu gehören Tamedia, die SRG oder die NZZ-Gruppe. Damit hat sich der Verwaltungsrat die Rabatte gewissermassen selber gewährt.

Diese neuen Preisnachlässe sind nur eine von mehreren Weichenstellungen, die vom Verwaltungsrat an einer Sitzung vom letzten Donnerstag beschlossen wurden. Die Inhalte dieses Treffens seien vertraulich, erklärte der Kommunikationsverantwortliche Iso Rechsteiner dem Klein Report. Fragen zur strategischen Weichenstellung bei der Agentur werden deshalb nicht beantwortet.

Rechsteiner versicherte auf Anfrage des Klein Reports hingegen, dass die Mitarbeitenden der Agentur über die wichtigsten Beschlüsse der Sitzung informiert seien: «Dies im Sinne einer offenen Kommunikation gegenüber der Belegschaft.» Ein Blick auf das Schreiben, das der Verwaltungsrat intern verschickte, zeigt allerdings, dass auch die Angestellten nur bruchstückhaft darüber aufgeklärt wurden, wie die konkrete Strategie der Keystone-SDA eigentlich aussieht.

Vor allem die drängendste Frage, ob es im nächsten Jahr einen weiteren Stellenabbau geben wird, wird nur mit viel Interpretationsspielraum beantwortet: «Der Verwaltungsrat hat vom Budgetprozess 2019 und der Mittelfristplanung bis 2021 Kenntnis genommen, verbunden mit der Auflage, dass die Kostenstruktur jeweils der künftigen Umsatzentwicklung anzupassen sei», heisst es im Informationsschreiben an die Belegschaft nur vage.

Ähnlich schleierhaft bleiben die Ausführungen im Hinblick auf die Frage, wie es nach der Tamedia-Vertragskündigung mit dem Sportdienst der Keystone-SDA weitergeht. Im Schreiben heisst es sehr grundsätzlich, dass die Sportberichterstattung auch in Zukunft ein «integraler Bestandteil» des Angebots von Keystone-SDA bleiben soll. Wie das künftige Angebot im Bereich Sport konkret aussieht, müsse hingegen zunächst noch «auf Unternehmensebene evaluiert und konkretisiert» werden.

Auch in diesem Punkt wird von der Redaktion eine konkrete Angabe dazu, ob das Sportteam der Agentur im nächsten Jahr von neuerlichen Sparmassnahmen betroffen sein wird, vermisst. Die Strategie von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der Keystone-SDA bleibt deshalb nicht nur von aussen betrachtet unergründlich.

Selbst zum Thema der Gebührengelder, die der Agentur ab dem nächsten Jahr durch die Politik winken, will sich der Verwaltungsrat scheinbar noch nicht definitiv festlegen. Er habe von einem möglichen Leistungsauftrag des Bundes «zustimmend Kenntnis genommen», erklärte der VR den Mitarbeitenden. Der Umfang des Leistungsauftrages werde in den kommenden Wochen definiert. «Danach wird der Verwaltungsrat definitiv über die Annahme der Gebührengelder entscheiden.»