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Montag
20.11.2017

Medien / Publizistik

 Fusion doch kein einfacher «Beteiligungstausch»

Fusion doch kein einfacher «Beteiligungstausch»

Damit die geplante Fusion zwischen der SDA und Keystone über die Bühne gehen kann, müssen laut der «Schweiz am Wochenende» erst die Altaktionäre der SDA ausbezahlt werden. Grösste Profiteurin davon wird Tamedia sein, die knapp 30 Prozent an der Agentur hält.

Die Schweizerische Depeschenagentur (SDA) und ihr Tochterunternehmen Keystone schliessen sich ab Januar zur Keystone-SDA zusammen. Die Austria Presse Agentur (APA) - die bisher wie die SDA eine 50-Prozent-Beteiligung an Keystone hielt - bringt dabei ihre bisherige Beteiligung in das neue Unternehmen ein und erhält dafür einen Anteil von 30 Prozent der Aktien von Keystone-SDA.

Was den Medienvertretern am 31. Oktober in einer wegen der Fusion einberufenen Konferenz noch als einfacher «Beteiligungstausch» präsentiert wurde, birgt auf den zweiten Blick reichlich Zündstoff.

Denn das bisherige 50-Prozent-Paket der APA an Keystone hat weniger Wert als das neue 30-Prozent-Paket der APA an der fusionierten Firma, wie die «Schweiz am Wochenende» am Samstag schreibt. Grobschätzungen würden von einer Differenz von 10 bis 20 Millionen Franken ausgehen, berichtet das Blatt der AZ-Medien mit Verweis auf eigene Recherchen.

«Da APA jedoch nicht bereit ist, einen Aufpreis zu zahlen, wird gemäss vorliegenden Informationen der umgekehrte Weg gewählt: Die prallen Kassen der SDA werden vorweg geleert, die Altaktionäre ausbezahlt», heisst es im Artikel weiter.

Grösste Profiteurin einer Ausschüttung werde Tamedia sein, die knapp 30 Prozent an der SDA hält. Die NZZ-Gruppe und die SRG folgen auf den weiteren Plätzen mit einer Beteiligung von je rund 10 Prozent. «Die andere Hälfte wird auf über fünfzig weitere Medienunternehmen niederprasseln, die als Kleinaktionäre SDA-Aktien halten», schreibt die Zeitung. Die SDA selbst habe auf Anfrage lediglich mitgeteilt, dass die Parteien «Stillschweigen zu den Details der Transaktion vereinbart» hätten.

Doch auch wenn die Fusion über die Bühne gegangen ist, bleibt Keystone-SDA mit einem Problem konfrontiert, auf das die Vertreter der beiden Medienunternehmen an der Konferenz Ende Oktober im Zürcher Marriott Hotel nicht eingehen wollten. Wie sind allfällige Gewinnbeteiligungen mit den Bundessubventionen in Höhe von zwei Millionen Franken vereinbar?

Laut Recherchen der «Schweiz am Wochenende» würde die Subvention «auf ziemlich direktem Weg wieder als Gewinn an die beteiligten Medienunternehmen abfliessen». Ein Teil davon «sogar nach Österreich».

Dies deshalb, weil die APA aus «nachvollziehbaren Gründen kein Interesse an einer stillen, dividendenlosen Beteiligung» an einer Keystone-SDA habe. «Im Minimum wird sie gleich viel Geld erwarten, wie sie bisher von Keystone als Gewinn erhielt. Dies waren in den vergangenen Jahren bis zu einer Million Franken jährlich», schreibt das Blatt. Dies bedeute, dass die neue Keystone-SDA künftig zwischen zwei und drei Millionen Franken an ihre Teilhaber ausschütten müsse, um die 30-Prozent-Aktionärin APA zu befriedigen.

«Der Betrag, den der Bund künftig aus staatspolitischen Gründen zahlen will, würde in den Taschen der Aktionäre landen. Es wäre Medienförderung der besonderen Art», so die «Schweiz am Wochenende» weiter. Von Seiten der SDA hiess es bisher lediglich, dass man die Auszahlung einer «angemessenen Dividende» ab 2020 plane.

Noch handelt es sich dabei aber um rein hypothetische Überlegungen, denn die geplante Fusion erfolgt vorbehältlich der Genehmigung durch die Wettbewerbskommissionen in der Schweiz und Österreich sowie der Zustimmung der Aktionäre an den Generalversammlungen der SDA AG und Keystone AG. Die Fusion soll im zweiten Quartal 2018 rückwirkend auf den 1. Januar 2018 vollzogen werden.