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Sonntag
16.07.2023

Medien / Publizistik

«Im SMD-Archiv fehlt jeden Tag die Hälfte», sagt der Chefredaktor eines überregionalen Mediums.

«Im SMD-Archiv fehlt jeden Tag die Hälfte», sagt der Chefredaktor eines überregionalen Mediums.

Jede Recherche beginnt mit einer Suchanfrage in der Schweizer Mediendatenbank (SMD). Das Portal ist für Journalisten Segen und Fluch zugleich. Stellt man fest, dass über ein Thema schon ein Dutzend Mal berichtet wurde, lässt man es sein. Betritt man hingegen Neuland, werden journalistische Instinkte geweckt.

Die Datenbank enthält 880 Quellen. Wer Zugang zu ihr hat, kann sich nebst dem Recherchetool ein teures Zeitungsabo sparen, da die Zeitungen im PDF-Format abrufbar sind. Nicht alle Verlage in der Schweiz können sich ein SMD-Abo leisten. Insofern existiert eine gewisse Marktverzerrung. Es ist so, als ob die Google-Dienste nur für einen Teil der Gesellschaft verfügbar wären.

Seit Kurzem erreichen den Klein Report Reklamationen von Journalisten: «Im SMD-Archiv fehlt jeden Tag die Hälfte», so der Chefredaktor eines überregionalen Mediums. «Die Userfreundlichkeit liegt bei null. Dazu Leerläufe und Abstürze», schimpft ein anderer Redaktionsleiter. Es fallen auch Kraftausdrücke.

Was ist bei der einzigen Schweizer Mediendatenbank passiert? Eigentlich gar nichts, erfährt man von Roberto Nespeca, dem CEO der SMD. «Es gab keine Änderungen an den Suchalgorithmen im Archiv der SMD.»

Es prallen gegenteilige Aussagen aufeinander. Ein angefragter Journalist beklagt sich darüber, dass «seit Monaten» Inhalte fehlen, und nennt die Ausgaben des «Bieler Tagblatts» als Beispiel. 

Nespeco hingegen wiegelt gegenüber dem Klein Report ab: «Gemäss unserer Qualitätssicherung waren die Daten zeitgerecht und uneingeschränkt verfügbar. Es liegen uns keine Meldungen von Benutzerseite vor, die heute oder am Montag vor einer Woche etwas vermisst hätten.»

Hinter den Kulissen tut sich auf jeden Fall etwas. Im April wurde bekannt, dass die Ex-Chefredaktorin von blick.ch, Katia Murmann, ihr Verwaltungsratspräsidium bei der SMD beendet. 

Vor einem Jahr teilte Ringier noch mit, dass Murmann an ihrem Job im VR festhalte. Ringier, Aktionär der SMD, positionierte neu Marco Rüegger, CPO der Blick-Gruppe, als SMD-Verwaltungsrat. Neu im Präsidium ist nun ein Ringier-Mann: Roman Sigrist, COO der Blick-Gruppe.

Neu im Verwaltungsrat ist auch Arthur Rutishauser, Chefredaktor bei der «SonntagsZeitung». Ringier, die TX Group und SRF besitzen jeweils ein Drittel der SMD-Aktien.