Manchmal bekommt man das Gefühl, der Journalismus stehe dort, wo sich die Seidensticker kurz vor der Industrialisierung befanden. Als es sich nicht mehr lohnte, in den Wintertagen Seidentücher zu sticken.
Neben der Angst, dass die künstliche Intelligenz (KI) viele Jobs im Journalismus überflüssig machen könnte, deprimieren die stetig sinkenden Werbeeinnahmen der Verlage.
Wie beurteilen die Journalistinnen und Journalisten selber die Lage? Ein guter Gradmesser sind die Ergebnisse auf dem Bewertungsportal Kununu. Die Angestellten geben Noten ab. Für Lohn, Arbeitsatmosphäre oder Weiterentwicklung.
Am besten schneidet wenig überraschend das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) ab. Mit einer Gesamtnote von 4 Punkten (von 5 möglichen) lässt SRF die Konkurrenz hinter sich. Wer einmal im Zürcher Leutschenbach gearbeitet hat, schätzt die breite Palette an Weiterbildungsmöglichkeiten. Unschlagbar ist auch die günstige Mensa im ersten Stock. Legendär ist die Barista, die von jedem langjährigen Angestellten auswendig weiss, welcher Kaffee gewünscht wird.
Nach SRF kommt das Verlagshaus Ringier (3.6 Punkte). Angestellte kennen das kleine Büchlein der Benefits, die das Unternehmen bietet. Für jedes Neugeborene gibt es zum Beispiel ein Goldvreneli, Obst liegt gratis bereit, ebenso der Kaffee. Die Sozialleistungen werden gelobt, aber auch das Arbeitsumfeld.
Bei der «Neuen Zürcher Zeitung» (NZZ) sind die Angestellten bereits kritischer (3.1 Punkte). 46 Prozent der Mitarbeitenden, die auf Kununu ihre Bewertungen abgegeben haben, sind mit ihrem Lohn zufrieden. Kritisiert wird vor allem die Teppichetage.
Ähnlich gut bewerten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von TX Group (Tamedia, «20 Minuten») ihren Arbeitgeber (3 Punkte). Die Kündigungswellen und die Verunsicherung haben ihre Spuren hinterlassen. Anlass zur Sorge sollte die Weiterempfehlung bereiten. Nur die Hälfte der Angestellten, die bei Kununu mitgemacht haben, empfehlen ihren Arbeitgeber weiter.
Von den Grossverlagen am schlechtesten schneidet CH Media ab (2.9 Punkte). Bände sprechen die letzten drei Bewertungen im November 2023. Sie stehen im Schatten der angekündigten Entlassungswelle. So ziemlich alles wird kritisiert: «Jeder kontrolliert jeden», «Gehalt leider zu tief», «keine Lohnrunden». Immerhin: Der IT-Support wird gelobt.