Content:

Montag
13.11.2017

Medien / Publizistik

Krummenacher, Knabenhans, Rostetter (v.l.)

Krummenacher, Knabenhans, Rostetter (v.l.)

Wenn der Journalismus die Politik ins Rollen bringt: Die Glarner Kantonsregierung bringt nach Jahren des Widerstands an der nächsten Landsgemeinde die Einführung eines Öffentlichkeitsprinzips zur Abstimmung. Laut NZZ-Inlandredaktor Jörg Krummenacher hat sie die Offenlegung der Löhne von 77 St. Galler Gemeindepräsidenten zum Umdenken bewegt.

Eine Grossrecherche zeigt Wirkung: Eine Vereinigung mehrere Medien – unter anderem der NZZ, der «Zürichsee Zeitung», und des «St. Galler Tagblatts» – veröffentlichte am 24. Februar zeitgleiche die Löhne von 77 St. Galler Gemeindepräsidentinnen und Gemeindepräsidenten.

Mit ihrer über zweijährigen Recherchearbeit wollten die Autoren und Autorinnen zeigen, wie gut das Öffentlichkeitsgesetz im Ostschweizer Kanton funktioniert. Der Klein Report berichtet im Anschluss bereits darüber, wie mühsam sich die Zusammenarbeit mit den Gemeindevertretern dabei teilweise gestaltete.

Am Journalismus-Tag in Winterthur trafen sich die an der Recherche beteiligten Jörg Krummenacher, NZZ-Inlandredaktor, Andri Rostetter, Leiter Ostschweiz beim «St. Galler Tagblatt» und Conradin Knabenhans, Redaktionsleiter Obersee der «Zürichsee Zeitung», zum Gespräch und zogen acht Monate nach der Publikation ihres Artikels Bilanz.

Besonders pikant war dabei eine Aussage von Jörg Krummenacher. Auf die Frage, was die Recherche bewirkt habe, antwortet er: «Die Regierung des Kantons Glarus hat sich gegen ihren ursprünglichen Willen aufgrund unseres Artikels überzeugen lassen, ein Öffentlichkeitsprinzip zur Abstimmung zu bringen.»

Nachdem der Kanton lange am Geheimhaltungsprinzip für die öffentliche Verwaltung festgehalten habe, werde an der nächsten Landsgemeinde im Mai über ein Öffentlichkeitsprinzip abgestimmt.

Eine weitere Grosskooperation zwischen den Ostschweizer Medien sei aber trotz dieses Erfolgs momentan nicht geplant. «Die Übung darf nicht zum Selbstzweck werden», mahnte Rostetter zur Zurückhaltung. Zudem sei es wichtig, «trotz Harmonie» die Konkurrenzsituation zwischen den Medien aktiv zu leben. «Sonst kreieren wir einen Einheitsbrei», ist sich Rostetter sicher.

Zudem sei ein solches Projekt extrem aufwändig und teilweise auch schwierig zu koordinieren, sagten die Journalisten unisono. Zum Erfolgsrezept der Recherche sagte Conradin Knabenhans, dass die Stärke in der regionalen Zusammenarbeit gelegen habe. «Ich bin mir nicht sicher, ob so was auch auf nationaler Ebene funktionieren würde», sagte er.

Für Rostetter lag der Schlüssel zum Erfolg in der «breiten Abstützung durch viele, auch politisch unterschiedlich gefärbte Medien». «Dadurch konnte jedes Vakuum gefüllt werden», bilanzierte das Mitglied der Chefredaktion des «St. Galler Tagblatts».