«Leipziger Impuls» heisst das Bekenntnis zu Diversität, das die öffentlichen Rundfunkstationen des deutschsprachigen Raumes am Freitag publiziert haben.
Darin verpflichten sie sich zu ihrer «Verantwortung für Vielfalt als Schlüsselkategorie einer modernen, offenen und pluralistischen Gesellschaft», wie aus dem vierseitigen Dokument hervorgeht, das neben SRG-Direktor Gilles Marchand 15 weitere Direktoren und Intendanten von den Rundfunkhäusern in Deutschland und Österreich unterschrieben haben.
Weshalb Vielfalt wichtig ist, begründen sie mit einem Urteil des deutschen Bundesverfassungsgerichts. Dieses hatte die Verankerung der öffentlich-rechtlichen Medien insbesondere auch im Digitalen in einem «vielfaltsichernden und Orientierungshilfe bietenden Gegengewicht» gesehen.
Gegengewicht wozu? Zu den intermediären Plattformen und ihren algorithmischen Empfehlungssystemen. Das Bundesverfassungsgericht hat hier die Sicherung der Meinungsvielfalt und Mechanismen der Machtkontrolle im Blick.
«Die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen müssen mit ihren unterschiedlichen Standpunkten am demokratischen Diskurs teilnehmen können. Somit geht es um die Sicherung demokratischer Kommunikationsstrukturen in der Gesellschaft als Ganzem», ist in dem Dokument weiter zu lesen.
Menschen würden andere erst dann anerkennen, wenn sie selbst anerkannt werden. Daher müssten die Öffentlich-Rechtlichen der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten und ihr ihre eigene Vielfalt vor Augen führen.
Unter den Abschnitten, in denen es ums konkrete Handeln geht, gibt es auch den Abschnitt «Gemeinwohlorientierte Führung vorleben». Vielfalt sei querbeet in allen Unternehmensebenen zu berücksichtigen, zum Beispiel in der Personalauswahl, heisst es da in dem von vier Frauen und zwölf Männern unterzeichneten Dokument.
Auch wenn man an die Sexismus-Affäre bei Radio Télévision Suisse (RTS) und ihre Bewältigung denkt, spürt der Klein Report gelinde gesagt einen gewissen «Stretch» zwischen den grossen Worten und der Realität.
Schon in den Jahren 2019 und 2020 gab es einen «Leipziger Impuls»: Im ersten wurden die Handlungsfelder markiert, wo die Gemeinwohlorientierung der öffentlich-rechtlichen Medien besonders wichtig ist. Der zweite «Impuls» aktualisierte den Ersten unter den Bedingungen der Corona-Pandemie.
Die Manifeste wollen Bereiche aufzeigen, wo sich die öffentlich-rechtlichen Medien «neu denken müssen». Dies unter dem Vorzeichen der Digitalisierung, versteht sich.