Aufschrei nach einer Reform auf der einen, Beibehaltung des Status quo auf der anderen Seite: Das «Tagesgespräch» auf Radio SRF zwischen dem SRG-Generaldirektor Gilles Marchand und Moderator Marc Lehmann zeigte die grosse Uneinigkeit, wie es nach der klaren Ablehnung von «No Billag» weitergehen soll.
Während Bundesrätin Doris Leuthard von einem «Absturz, einer Schlappe» sprach, zeigten sich SRG-Direktor Gilles Marchand und SRF-Programmchef Ruedi Matter in ihrer Rhetorik deutlich vorsichtiger. «Es ist kontraproduktiv, zu froh und zu triumphierend zu sein», erklärte Marchand am Montag gegenüber dem Schweizer Radio.
Die Debatte über die SRG und den Service public müsse weitergehen, sagte ein demonstrativ bescheidener Gilles Marchand im «Tagesgespräch» und zeigte sich zudem «offen für weitere Diskussionen», auch über die «No Billag»-Debatte hinaus.
Marc Lehmann äusserte auf der anderen Seite nur wenig Verständnis für die neue Vorsicht der SRG-Bosse. Stattdessen wunderte er sich darüber, dass die Politik bereits neue Vorstösse in Sachen SRG unternimmt und fragte Marchand, weshalb «die Verlierer nun schon wieder Forderungen stellen» dürfen.
Doch selbst Ruedi Matter erkannte, dass das Nein zu «No Billag» nicht auch ein bedingungsloses Ja zur SRG bedeutet. «Vielen war diese Abschaffungsinitiative einfach zu radikal», interpretierte Matter noch am Montagmorgen. Man müsse auch anerkennen, dass das Resultat so zustande gekommen ist, weil viele «Nein, aber…» gestimmt hätten.
Dieser heiklen Ausgangslage ist sich auch Gilles Marchand bewusst, wie das Radiogespräch vom Montag zeigte: Die SRG müsse «eine andere werden», wiederholte er seine Aussagen vom Vortag und verwies erneut auf die Sparmassnahmen und neue Formen der Distribution von Inhalten.
Zumindest in der Rhetorik blieb er also bescheiden. Dafür wiederholte er die Unantastbarkeit des Programmangebotes der SRG, inklusive Sport- und Unterhaltungsbereich. Denn Marchand sieht noch genug Sparmöglichkeiten bei der Infrastruktur, der Verwaltung, der IT oder bei den Produktionskosten.
Ebenfalls nicht (mehr) zur Debatte zu stehen scheint die umstrittene Beteiligung der SRG am Vermarktungskonglomerat Admeira: «Strategisch war, ist und wird es eine wichtige Bewegung.» Er könne die Werbeeinnahmen nicht aufs Spiel setzen, erklärte der SRG-Generaldirektor.