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Freitag
17.03.2017

Medien / Publizistik

Facebook will aktiv gegen Falschmeldungen - sogenannte «Fake News» - vorgehen. Das US-Social-Media-Portal ging deshalb in die Offensive und lancierte ein umfassendes Paket gegen Falschmeldungen. Eine der Massnahmen ist ein Faktencheck der Medien-Unternehmen.

Facebook hat deshalb kürzlich verschiedene deutsche Medien angefragt, das US-Unternehmen künftig beim Kampf gegen «Fake News» aktiv zu unterstützen. Während Gruner + Jahr oder «Focus Online» unter bestimmten Bedingungen ein grundsätzliches Interesse bekundeten, winkten ARD und ZDF bereits ab.

Was sagen andere Verlage zu den Vorschlägen von Facebook und den Bedingungen, die Gruner + Jahr stellt? Der Klein Report hat bei verschiedenen Medienhäusern im In- und Ausland nachgehakt.

«Die Diskussion um 'Fake News' und Filterblasen zeigt, wie wichtig unabhängige private Medien für eine Demokratie sind. Denn sich kritisch mit Quellen auseinander zu setzen, Geschichten zu verifizieren und keine Falschmeldung zu verbreiten, gehört zur Kernaufgabe jeder Redaktion», erklärt Christoph Zimmer, Leiter Unternehmenskommunikation Tamedia, gegenüber dem Klein Report. «Ob es Aufgabe der Medien ist, diese Kernleistung für andere Unternehmen zu erbringen, scheint uns fraglich. Da wir aber bisher keine Anfrage erhalten haben, können wir das Projekt auch nicht im Detail beurteilen», so Zimmer abschliessend. 

Die «NZZ» beobachte auf ihren Kanälen keinen markanten Anstieg falscher Meldungen. Propaganda und interessengeleitete Informationen habe es schon immer gegeben: «Diesen nicht auf den Leim zu gehen, gehört seit jeher zum täglichen Handwerk unserer Redaktion. Wir haben gute interne Mechanismen und eine genügend grosse Redaktion, um Informationen kritisch zu prüfen» sagt Myriam Käser, Leiterin Unternehmenskommunikation NZZ. «Ich kann verstehen, dass Plattformen wie Facebook auf dieses Know-how von Qualitätsmedien zurückgreifen wollen. Bei uns ist bislang keine Anfrage von Facebook eingegangen. Deshalb kann ich derzeit nicht sagen, was wir von den Bedingungen im Einzelnen halten würden und inwiefern sich unsere Haltung diesbezüglich mit derjenigen von Gruner + Jahr decken würde», so Käser abschliessend.

Saskia Wegmann, Medienstelle SRF, erläutert gegenüber dem Klein Report: «Wir haben von Facebook keine solche Anfrage erhalten – können uns eine Zusammenarbeit mit Facebook aber auch schlecht vorstellen», so Wegmann. «Wenn eine Kooperation in Sachen Faktencheck denkbar ist, dann eher mit anderen öffentlichen Medienhäusern wie ARD oder ZDF.»

Eine ganz klare Meinung hat auch die «Zeit» beim Thema Zusammenarbeit mit Facebook. «Wir können zum jetzigen Zeitpunkt nur folgendes sagen: Wir prüfen das. Wir würden aber auf jeden Fall keine Zahlung von Facebook für Factchecking akzeptieren, sondern bei zu viel Aufwand einfach nicht mitmachen», argumentiert Silvie Rundel, Leiterin Unternehmenskommunikation und Veranstaltungen
bei der «Zeit», gegenüber dem Klein Report.

Ebenfalls sehr dezidiert ist die Haltung von Axel Springer zum Thema Fake News und einer möglichen Zusammenarbeit mit Facebook. Matthias Döpfner, Vorstandsvorsitzender von Axel Springer, sagte in einem Interview zum Thema mit der Deutschen Depeschen-Agentur: «Ich rate zu mehr Ruhe und finde es falsch, dass professionelle Medien jetzt sozialen Medien helfen sollen, 'Fake News' zu identifizieren und Fakten zu checken. Wenn soziale Medien nicht mehr Technologieplattformen, sondern Medienunternehmen betreiben wollen, dann müssen sie Redakteure einstellen, die Kosten einrechnen und sich mit einer anderen Regulierung auseinandersetzen. Denn wenn ein Technologiemonopol fast zwei Milliarden Leser erreicht und die Inhalteauswahl kontrolliert, ist das das genaue Gegenteil von Vielfalt.»

Facebook sucht in Deutschland Partner für das Faktenchecking. ARD und ZDF sind von Facebook angefragt worden. Eine Rolle für Zeitungshäuser, eine Rolle für Springer?

«Da bin ich sprachlos. Ich verstehe nicht, wie man Gebührengelder missbrauchen könnte, um das Glaubwürdigkeitsproblem eines Weltmonopols zu lösen, das Milliardengewinne erwirtschaftet. Ich hoffe, dass es sich um ein Missverständnis handelt», so Döpfner weiter. «Dazu eine Anekdote: Ein internationaler Verleger hat mir berichtet, dass Facebook bei ihm nach ‚Fact-Checkern’ gefragt hat. Der Verleger antwortete: ‚Ja, wir haben Fact-Checker – wir nennen sie Journalisten.’ Genau das ist es: Unsere beste Methode, die Leute vom Konsum von ‚Fake News’ abzubringen, ist, wenn wir authentisch und wahrhaftig berichten. Das ist die Aufgabe von Zeitungen. Und das heisst: Durch gute Recherche die Wahrheit ans Licht bringen und sie veröffentlichen, auch wenn es unbequem ist», so Döpfner abschliessend.