Content:

Sonntag
12.05.2024

TV / Radio

Nach dem Eurovision Song Contest ist vor dem Eurovision Song Contest 2025: Himmelsstürmer Nemo brillierte auch an der anschliessenden Pressekonferenz...      (Bild Livestream ESC 24)

Nach dem Eurovision Song Contest ist vor dem Eurovision Song Contest 2025: Himmelsstürmer Nemo brillierte auch an der anschliessenden Pressekonferenz... (Bild Livestream ESC 24)

Nemo Mettler verzückt ganz Europa. Doch für die SRG beginnt die Arbeit nach dem Triumph am Eurovision Song Contest (ESC) erst jetzt richtig. Im Zentrum steht die Frage: Wo findet das Finale 2025 statt?

Journalist Thomas Renggli hat für den Klein Report hinter die Kulissen geschaut.

Nemos Auftritt auf der ESC-Bühne war überwältigend – und wurde von der Fachwelt im höchsten Masse gewürdigt. Nemo Mettler erhielt von 22 Länder-Jurys (von total 37) die Maximalpunktzahl von 12 Punkten. «Switzerland twelve points; la Suisse douze points; Schweiz zwölf Punkte».

Die nächtliche Punktevergabe, die schon für diverse Schweizer Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum traumatischen Ereignis geworden war, entwickelte sich für Nemo zum triumphalen Selbstläufer.

Aus Schweizer Sicht nicht auf selber Höhe war einzig G&G-Frontfrau Jennifer Bosshard. Sie verwechselte ihren Dreiminuten-Auftritt vor ganz Europa mit der Bewerbung für die Moderation eines Polterabends in Zürich Seebach. Zero points!

Die Schweizer Glückseligkeit konnte dies aber nicht trüben – und Nemos Glanzauftritt in keiner Weise schmälern. Auch wie sich das 24-jährige Ausnahmetalent danach den Medien an der anschliessenden Pressekonferenz stellte, war grosse Klasse: mit fester Stimme, fast schon staatsmännischer Überzeugungskraft – und dennoch mit dem Schalk eines jugendlichen Himmelsstürmers.

Dass Nemo aus den Händen von SRG-Geschäftsleitungsmitglied Bakel Walden die öffentlich-rechtlichen Wertschätzungen entgegennehmen durfte, war quasi der Anfang der protokollarischen Fortsetzung.

Denn am Eurovision Song Contest gilt das Gleiche wie im Fussball: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Und dieses nimmt die Schweiz als Organisatorin des Anlasses im Mai 2025 in die Verantwortung. Schon am Morgen danach ging aus Genf (mit dem Palais-Expo-Gelände) die erste Bewerbung ein.

SRG-Sprecher Edi Estermann kündigte beim Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) die Bildung einer Taskforce an. Und hinter den Kulissen haben die Rechnungsspiele begonnen.

Die Kostenfrage dürfte in den kommenden Wochen und Monaten zum grossen Thema werden – zumal mit der «200 Franken sind genug!»-Initiative der SRG ein unangenehmes Thema Sorgen bereitet.

Gemäss Angaben der European Broadcasting Union kostet die Durchführung des ESC die veranstaltende Fernsehstation «zwischen 10 und 20 Millionen Euro».

Der Österreichische Rundfunk (ORF) gab vergangene Woche bekannt, dass der Sender für die Durchführung 2015 in der Wiener Stadthalle rund 14 Millionen hingeblättert habe. Und seither ist das Leben kaum billiger geworden.

Neben Genf hegen auch Biel, der Heimatort von Nemo, Bern sowie Zürich und Basel Ansprüche. Letztere zwei Städte verfügen mit dem Hallenstadion sowie der St. Jakobshalle über die wohl besten Infrastrukturen.

So oder so tut die SRG gut daran, mit dieser Causa sorgfältig umzugehen. Welche politischen «Fettnäpfchen» drohen, wurde am Samstag in Malmö offensichtlich. Vom Ausschluss des holländischen Kandidaten über die Buhrufe gegen Israel und der Verbrüderung gewisser queeren Kräfte mit der Hamas bis zur Wegweisung von Klimaaktivistin Greta Thunberg wurde neben der Bühne allerhand Spektakel geboten.

Der langen Rede kurzer Sinn: Mit dem ESC kommt auf die SRG das grösste Ereignis und die aufwendigste logistische Übung der Neuzeit zu.

Der ESC ist ein Spektakel von globalem Ausmass – und mit dem «Donnschtig-Jass» in Rothrist oder einer Live-Schaltung zu den Landfrauen auf der Schwägalp nicht zu vergleichen. In einem Jahr ist die SRG gefordert wie noch nie seit der Fussball-Euro 2008.