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Montag
18.12.2017

TV / Radio

Ingrid_Deltenre

Die ehemalige Fernsehdirektorin Ingrid Deltenre glaubt nicht daran, dass die «No Billag»-Initiative angenommen wird. Die Mehrheit der Leute halte den Service public für wichtig.

«Ich kenne auf der Welt kein einziges Land, das im Medienbereich keinen öffentlich finanzierten Service public anbietet», sagte Ingrid Deltenre im Interview mit der «NZZ am Sonntag». Der Service public sei der Kern, und er setze ein Vollprogramm voraus. «Man kann noch so viel Geld in gute Nachrichtenformate stecken, wenn sie sich niemand anschaut, bleiben sie ohne Wirkung».

Man müsse möglichst alle Zuschauer erreichen. Ein öffentlich-rechtlicher Sender solle informieren, den sozialen Zusammenhalt im Land stärken, unterhalten und bilden zugleich.

An eine breite Skepsis der Bevölkerung am Programm der SRG glaube sie nicht. «Die Leute stören sich vielleicht einmal an einer Sendung, aber die Mehrheit hält den Service public für wichtig», betont sie, gibt aber zu: «Das Programm wirkt etwas eingeschlafen.» Es brauche mehr Überraschung, frische Ideen, mehr Mut und Innovationen.

Dabei denkt die ehemalige Direktorin des Schweizer Fernsehens etwa an eine Zusammenarbeit mit Google. «Gerade wenn es darum geht, junge Zuschauer zu erreichen, wäre das spannend.» Dass etwas unternommen werden muss, um auch diese Zielgruppe abzuholen, stehe fest.

Deltenre ist denn auch der Meinung, dass die «No Billag»-Initiative abgelehnt wird - «aber es wird knapp.» Hinter der Kritik an der SRG ortet sie «zum Teil auch Eigeninteressen». «In der SVP gibt es Politiker, die eigene Medienaktivitäten verfolgen und deshalb daran interessiert sein könnten, dass die SRG verschwindet», lässt sie sich zitieren.

Von einem Plan B zur «No Billag»-Initiative hält Deltenre wenig. «Dass die Kantone einspringen, kann man vergessen», betont sie. Für ein reines Abo-Fernsehen, bei dem die Zuschauer über eine freiwillige Gebühr die Kosten tragen, sei indes der Markt zu klein.

Eine Halbierung der Billag-Gebühren hätte gemäss der ehemaligen Fernsehdirektorin einschneidende Konsequenzen: «Die SRG wäre in der heutigen Form nicht überlebensfähig. Hunderte von Stellen würden wegfallen.» Sie denkt dabei auch an die Zusammenlegung von Standorten.

Ingrid Deltenre gibt gegenüber der «NZZ am Sonntag» zu, dass bereits nach der sehr knappen Abstimmung über das neue Finanzierungsmodell im Jahr 2015 eine breitere Diskussion nötig gewesen wäre. «Ich glaube tatsächlich, dass man mehr hätte machen können.»

So oder so: Deltenre ist überzeugt, dass das Fernsehen in der heutigen Form auch in einem Jahrzehnt noch existieren wird. «Teile der Bevölkerung, auch jüngere Menschen, werden weiterhin das klassische Fernsehen bevorzugen.»