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Mittwoch
26.04.2023

Medien / Publizistik

Der «Blick» bezog mehr als 2,7 Millionen Franken, über 10 Prozent des gesamten Nothilfe-Topfs. (Bild © Bakom)

Der «Blick» bezog mehr als 2,7 Millionen Franken, über 10 Prozent des gesamten Nothilfe-Topfs. (Bild © Bakom)

24,8 Millionen Schweizerfranken hat der Bund zwischen Juni 2020 und Dezember 2021 im Rahmen der sogenannten «Übergangsmassnahmen zugunsten der Printmedien während der Pandemie» verteilt.

Zur Verfügung gestellt hatte der Bundesrat insgesamt sogar 37,9 Millionen. Vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom) auf Gesuch hin ausbezahlt wurden dann allerdings «nur» 28,8 Millionen.

Und 4 Millionen wurden von insgesamt 19 Zeitungen wieder zurückbezahlt. «Die Verlage haben die Beträge zurückbezahlt, weil sie beschlossen hatten, für das Geschäftsjahr 2021 Dividenden auszubezahlen», sagte Bakom-Sprecher Francis Meier auf Nachfrage des Klein Reports am Dienstag.

Mit Abstand am meisten Geld sackte der «Blick» von Ringier ein. 2020 waren es 1’131’503 Franken und 85 Rappen und im Jahr darauf 1’603’106 Franken und 35 Rappen – ohne «SonntagsBlick», versteht sich. Macht unter dem Strich über 2,7 Millionen Franken. Das sind mehr als 10 Prozent vom gesamten Corona-Kuchen.

Ansonsten verteilten sich die Gelder unter den total gegen 150 unterstützten Zeitungen wie folgt: Die «Aargauer Zeitung» von CH Media inklusive Splitausgaben Freiamt, Brugg, Fricktal und «Badener Tagblatt» hat von Juni 2020 bis Dezember 2021 total 249’000 Franken an Unterstüzungsgeldern bezogen. Beim «Anzeiger von Saanen» waren es 81’000 Franken, beim «Appenzeller Volksfreund» 126’000 Franken und beim «Pöschtli» aus Mittelbünden waren es 22’000 Franken.

Die drei eigenständigen Tageszeitungen «Schaffhauser Nachrichten», «Bieler Tagblatt» und «Bote der Urschweiz» bezogen in genannter Reihenfolge 113’000 Franken, 252’000 Franken und 316’000 Franken.

Die staatskritische «Weltwoche» holte sich 443’000 Franken.

Unter den grösseren Profiteuren mit dabei war auch der «Walliser Bote» mit 536’000 Franken Coronahilfe in den beiden Jahren 2020 und 2021.

Die Tamedia-Zeitungen taten sich im Jahr 2020 an den Staatsgeldern gütlich, nicht aber 2021. So hat zum Beispiel «24 heures» im ersten Pandemie-Jahr über 890’000 Franken bekommen, der «Tages-Anzeiger» bekam 434’000 Franken, bei der Stadtausgabe der «Berner Zeitung» waren es 194’000 Franken, bei der «Basler Zeitung» 128’000 Franken, beim «Landboten» waren es noch 42’000 Franken und bei der «Sonntags-Zeitung» 11’000 Franken.

Auch die NZZ griff nur im ersten Pandemie-Jahr in die Staatsschatulle, wo sie 499‘000 Franken fürs Flaggschiff herausholte, plus 18’000 Franken für die «NZZ am Sonntag».

Bakom-Sprecher Francis Meier erklärte gegenüber dem Klein Report: «NZZ und Tamedia haben für das Geschäftsjahr 2020 keine Dividenden ausgeschüttet und damit Anspruch auf die Soforthilfe gehabt. Für das Geschäftsjahr 2021 haben sie hingegen Dividenden ausbezahlt.» Und wer von der Soforthilfe profitieren wollte, dem war es verboten, eine Dividende auszuschütten.

Dass hintenherum tatsächlich keine Dividenden flossen, überprüfte das Bakom «stichprobenweise»: «Dabei wählten wir für die einzelnen Jahre verschiedene Titel aus, um möglichst viele überprüfen zu können. In den durchgeführten Kontrollen wurden keine Verstösse gegen das Ausschüttungsverbot festgestellt.»

Der einzige Verlag, der sich sowohl 2020 wie auch 2021 für die Dividendenerwartungen der Teilhaber und gegen die Unterstützungsgelder aus Bern entschied, war gemäss Francis Meier das «Zofinger Tagblatt».

Abgewickelt wurde die Corone-Hilfsaktion über die indirekte Presseförderung. Die abonnierten Tages- und Wochenzeitungen der Regional- und Lokalpresse, die vor Corona bereits eine Förderung erhielten, wurden im Tageskanal der Post gratis und franco zugestellt.

Auch Zeitungen mit einer Auflage von mehr als 40’000 Exemplaren pro Ausgabe erhielten eine Ermässigung auf der Zustellung im Tageskanal der Post.

«Während der Covid‑Pandemie mussten die Tages- und Wochenzeitungen einen starken Rückgang ihrer Einnahmen aus Werbung und Anzeigen hinnehmen. Um ihnen dabei zu helfen, gewährte ihnen der Bund finanzielle Unterstützung in Form einer Zustellermässigung», kommentierte das Bakom die am Dienstag publizierte Bilanz.