Das Radio- und Fernsehgesetz gibt vor, dass die Konzessionen der Regionalfernsehen regelmässig neu ausgeschrieben werden. Damit soll erreicht werden, dass auch neue Anbieter eine Chance erhalten, auf Sendung zu gehen.
Das Projekt bärnTV hat in diesen Tagen beim Bundesamt für Kommunikation (Bakom) sein Gesuch für die Konzessionsperiode 2025 bis 2034 eingereicht, wie die Initianten in einer Mitteilung am Dienstag bekannt gaben.
Hinter dem Projekt stehen die IMS Marketing AG, Herausgeberin vom «Bärnerbär» und Vermarktungsagentur des Eishockeyclubs SCB. Mit an Bord ist auch die unabhängige Stiftung BaselMedia mit dem Basler TV-Sender Telebasel.
Mit seinem Konzessionsgesuch tritt bärnTV gegen das etablierte TeleBärn an, welches im Besitz der CH Media, einem Joint-Venture von NZZ und AZ-Medien, und seit dem ersten Quartal 2023 im Mehrheitsbesitz des Aargauer Verlegers Peter Wanner ist.
Für die Region Bern wird nur eine Konzession vergeben. Daher wird das Bundesamt für Kommunikation die Gesuche prüfen, vergleichen und «anschliessend entscheiden, welcher Gesuchsteller den von den Behörden geforderten Bedingungen und Leistungen besser entspricht», heisst es seitens von bärnTV.
Auch die Kantonsregierung wird sich zu den eingereichten Gesuchen äussern können, Zeit hat sie bis Ende Jahr. IMS- Verwaltungsratspräsident Erwin Gross sieht das Ganze als sportlichen Wettkampf: «Wir setzen uns nicht gegen TeleBärn ein, sondern für bärnTV».
Das neue Regionalfernsehen bärnTV wolle wieder echte Regionalität auf die Berner (Fernseh)Bildschirme bringen. Der Entscheid, wer die Konzession erhält, wird gegen Ende Jahr erfolgen.
Erwin Gross von der IMS Marketing AG in Köniz ist überzeugt, dass die Zeit reif ist für ein neues Berner Regionalfernsehen: «Die Rückbesinnung auf Regionalität und Authentizität hat in der heutigen Zeit wieder wesentlich an Bedeutung gewonnen. Die vielfältigen Teilregionen des Kantons Bern verdienen es, in echten, ehrlichen und vor allem regionalen Medien abgebildet zu werden.»
So sei es das erklärte Ziel von bärnTV, 100 Prozent regionales Fernsehen anzubieten – «Us Bärn, für Bärn!».
Die Zusammenschlüsse und Übernahmen kleinerer Medienunternehmen durch Medienkonzerne «führen leider dazu, dass immer weniger über Themen berichtet wird, welche für die Region Bern relevant sind», so Erwin Gross.
Das Programmangebot von bärnTV setzt klar auf regionale Berichterstattung. «Regionale Informationen und Berichterstattungen im bewegten Bild, das macht niemand sonst für Bern. Weder die SRG noch die grossen Zeitungsverlage,» so Erwin Gross weiter. Das geplante bärnTV wird deshalb ab 18 Uhr mit den Sendungen «Bärn aktuell» und «Fokus Bärn» täglich fast eine halbe Stunde tagesaktuelle Informationen aus dem gesamten Kanton Bern sowie den angrenzenden Bezirken des Kantons Freiburg produzieren.
In der zweiten halben Stunde folgen dann täglich wechselnde Magazin- und Talkformate zu verschiedenen für die Region relevanten Themen. Wichtiger Teil des Programmkonzepts sind regelmässige Aussenübertragungen und Sondersendungen aus dem Sendegebiet. «Wir verstecken uns nicht im Studio, wir wollen raus zu den Leuten und die Region mit spannenden Themen und Geschichten versorgen», äussert sich IMS-Verlagsleiter Lorenz Feller.
Das Projekt bärnTV ist bezüglich Finanzierung, technischer Infrastruktur und Produktion professionell aufgestellt. Als Partnerin mit an Bord ist die unabhängige Stiftung BaselMedia, die mit ihrem Sender Telebasel seit 30 Jahren erfolgreich Regionalfernsehen macht. BaselMedia stellt für «bärnTV» die Produktions- und Sendetechnik, unterstützt bei der Sendegestaltung und hilft beim aufwendigen Aufbau des Produktionsteams sowie bei der Ausbildung der Redaktion.
Inhaltlich aber wird die sich in Gründung befindende bärnTV AG komplett selbstständig agieren. «Wir haben in Basel gelernt, wie wichtig der Grundsatz 100 Prozent regional für den Erfolg eines Regionalfernsehens ist. Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, dass dies auch in Bern möglich wird», sagt André Moesch, Geschäftsführer von BaselMedia.
BaselMedia ist als Stiftung organisiert und damit komplett unabhängig von grossen Medienhäusern.
Der neue Sender bärnTV plant in seinem Konzessionsgesuch mit einem Personalbestand von 29 Vollzeitstellen, aufgeteilt auf etwa 40 Mitarbeitende. Die Finanzierung erfolgt über Beiträge aus den Radio- und Fernsehgebühren sowie über den Verkauf von Werbung, für welchen die IMS Marketing AG verantwortlich sein wird.
«Wir haben einen sehr soliden Businessplan», sagt Erwin Gross dazu, «und wir können garantieren, dass bärnTV den Leistungsauftrag des Bundes erfüllen wird.»
Geplant ist die Einrichtung eines modernen TV-Studios, das dank des Einsatzes neuster Produktionstechnik höchstmögliche Flexibilität für alle geplanten und zukünftigen Sendeformate ermöglicht. Dafür werden rund 2,2 Millionen Franken initial investiert.
Der Studiostandort im Grossraum Stadt Bern ist noch nicht definitiv bestimmt.