Zeitungen, Radio und Fernsehen verlieren zunehmend ihr Publikum – so weit, so bekannt. Doch gleichzeitig ist im Mediensektor auch viel Neues entstanden.
Online-Plattformen verzeichnen stetig wachsende Zugriffszahlen, die traditionellen Verlage haben sich zu multimedialen Organisationen gewandelt, und Medien-Start-ups wurden gegründet. Auf aggregierter Ebene gibt es heute deutlich mehr Medienschaffende als noch vor zwanzig Jahren.
Das fasst Avenir Suisse in einer Publikation zusammen unter dem Titel «Eine Medienpolitik für das digitale Zeitalter».
Verfasst wurde das «Papier» von Jürg Müller, Basil Ammann und Laurenz Grabher.
Ihre Erkenntnis: Der Umfang der bestehenden Medienförderung wurde stetig ausgebaut. Derweil habe sich bei der Medienpolitik «kaum etwas geändert». Seit der Jahrtausendwende sind die Subventionen für den Mediensektor hingegen um über 20 Prozent auf 1,5 Milliarden Franken gestiegen. «Diese Gelder finanzieren überwiegend medienpolitische Instrumente, die aus der Zeit gefallen und wenig zielgerichtet sind», geben sich die Autoren überzeugt.
Die heutige Medienförderung führe damit «zu ungewünschten Nebeneffekten» wie zum Beispiel Wettbewerbsverzerrungen. Private Medien werden verdrängt, worunter die Medienvielfalt leidet. In der kurzen Frist lassen sich solche Probleme mindern. «Langfristig braucht es aber eine neue Medienordnung, in der Marktversagen gezielt angegangen wird», glaubt man bei Avenir Suisse.
Der «Elefant in der heutigen Medienordnung» sei die SRG. Sie erhält jährlich gut 1,2 Milliarden Franken. Das entspricht über 80 Prozent der gesamten Schweizer Medienförderung. Sie ist damit das zentrale Element des medialen Service public. Das heutige Preis-/Angebots-Bündel des Grundversorgungsauftrags passt jedoch nicht mehr in die digitale Welt. «Der Auftrag muss entsprechend neu ausgesteckt werden.»
Vorgeschlagen wird eine Fokussierung des Leistungsauftrags der SRG auf Medieninhalte, die Private nicht anbieten und die für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft relevant sind. Mit der Angebotsschärfung sollte auch ein verbindlicher Ertragspfad für die SRG eingeführt werden.
Um die Pflichtabgaben zu reduzieren und die Wettbewerbsverzerrungen der SRG zu mindern, bietet sich für Avenir Suisse ein neues «Gebührenmodell 2.0» an.
Eine Weiterentwicklung der SRG sollte langfristig in die Richtung eines Public Content Providers führen. Dabei würden anhand eines Leistungsauftrags gesellschaftlich relevante Medieninhalte produziert, die der Markt nicht herstellt. Im Gegensatz zu heute würden die Medieninhalte aber nicht von der SRG selbst ausgespielt, sondern an private Medienorganisationen auf Programmstufe auktioniert werden. Was in der Theorie abstrakt klingt, wird in der Studie anhand eines Szenarios beispielhaft dargestellt.
Die Studie kann auf der Website von Avenir Suisse heruntergeladen werden.