Die letzte Ausgabe des gedruckten «Züritipps» liegt seit Donnerstag auf dem Tisch.
Viele Medien trauern dem weggesparten Stadtmagazin nach. Für die «Weltwoche» zum Beispiel geht mit dem «Züritipp» ein Stück der «selbsternannten Weltstadt» unter. Die «Neue Zürcher Zeitung» trug den Titel unlängst mit einem «Nachruf» zu Grabe.
Nur für den «Tages-Anzeiger» ändert sich eigentlich gar nichts: «So geht es mit dem ‚Züritipp‘ weiter», titelte die Mutterzeitung am Donnerstag «in eigener Sache».
Weltberühmt in Zürich – das war der «Züritipp». Jeden Donnerstag dem «Tagi» beigelegt, als der «Tages-Anzeiger» noch mit süssem Namen geliebt wurde und nicht zu einem Buchstaben-Konzern, sondern dem Verlag gehörte, der gleich hiess wie die Zeitung.
«Time Out» in London gibt es noch, auch das «New York Magazine» wird noch gedruckt, doch mit dem «Züritipp» ist es nun vorbei. Ein schönes Alter hat das Stadtmagazin erreicht, viele Prominente waren mehrmals drin und sehr stolz darauf: 42 Jahre.
Gegründet in den wilden 1980er-Jahren, brachte er die Stadt, die gerne von den Intellektuellen dominiert, aber von Künstlerinnen und klugen Frauen gelebt wird, auf den Punkt. Später Punk, Disco und Oper, die Location, der Event, Lesungen, alles war im «Züritipp» zu finden.
Damals, als die Deutschen ihre «züricher» Lebensart auch buchstäblich verbreiteten, also das Magazin das zweite P erhielt, knallten noch die Champagnerkorken. Es war im digitalen Rausch des Jahres 2000. Doch der Verlag änderte die Namen, die Leute schrieben mehr und mehr wie Maschinen und der «Züritipp» wurde so dünn wie eine Schauspielerin fürs Method Acting. Schade.
«Züritipp» war Authentiziät und in 50 Jahren guter Stoff für historische Dissertationen: «Savoir Vivre» im protestantischen Züri. Klar doch: Auf tagesanzeiger.ch geht es nach dem heutigen letzten Print-«Züritipp» weiter, was weiss denn der schon. Online ist immer geil online, Print auf Online keine gute Idee.