Wenig Echo findet das Plazet der Wettbewerskommission (Weko) zu den beiden Fusionen von AZ Medien/NZZ-Regionalmedien und Tamedia/Goldbach bei den betroffenen Zeitungen bis am Freitagnachmittag. Neben einer SDA-Meldung überwiegt das Schweigen. Eine kleine Presseschau des Klein Reports.
«Anders hätte die Weko kaum handeln können», stellte die «Neue Zürcher Zeitung» den Entscheid der Wettbewerbshüter quasi als Selbstverständlichkeit dar, kurz nachdem die Kommission am Donnerstag grünes Licht für die beiden Fusionen gegeben hatte.
Publizistisch sei die Medienkonzentration «unerfreulich», ökonomisch aber alternativlos, so der Grundtenor in dem Artikel von Rainer Stadler in der NZZ, die als einzige der vom Klein Report konsultierten Zeitungen eigenständig über die Fusionen schrieb.
Beide Fusionsprojekte seien «die Folge der hohen Werbeverluste», die die Tageszeitungen seit der Jahrtausendwende beutelten, so die NZZ. Der Pressebranche stünde in naher Zukunft «ein grösserer dreistelliger Abbau an Arbeitsplätzen» bevor.
Innerhalb von zehn Jahren haben sich laut der Stiftung Werbestatistik die Werbeeinnahmen der Schweizer Presse von 2,4 Milliarden 2007 auf 1,1 Milliarden 2017 mehr als halbiert. Angesichts dieser Trends sei es schwer vorstellbar, «dass Anbieter von gedruckten und digitalen Presseerzeugnissen noch eine marktbeherrschende Stellung aufzubauen vermögen», heisst es in dem NZZ-Artikel.
Dass die Weko die NZZ-AZ-Fusion vertieft geprüft hat, begründete sie unter anderem damit, dass in den Regionen Solothurn, Aargau und Basel sowie im Werbemarkt der Gebäudetechnik-Zeitschriften marktbeherrschende Stellungen entstehen könnten. Diese Akribie kann die NZZ nicht nachvollziehen: «Mit Blick auf die Gesamtlage verwundert dieses Interesse am Detail.»
Zudem könnten marktbeherrschende Stellungen unter dem derzeitigen Preisdruck des Internets «höchstens kurzfristig» überleben. Ein Verbot von Zusammenschlüssen sei keine Alternative; es würde nur «die Gefahr erhöhen, dass die zur Selbständigkeit verpflichteten Blätter untergehen».
Die «Aargauer Zeitung» begnügte sich nach dem Weko-Plazet am Donnerstag damit, einen Kommentar von Pascal Hollenstein ein zweites Mal zu publizieren; erschienen war er ursprünglich am 25. Mai.
Je mehr Zeitungen den gleichen Mantel finanzierten, desto billiger würde dieser für den einzelnen Träger, rechnete der designierte publizistische Leiter des neuen Joint Ventures vor. «Oder umgekehrt: Desto mehr Ressourcen kann man pro Leser in die Mantelredaktion stecken. Und desto besser wird der Mantel.»
Die Regionalzeitungen wie die «Thurgauer Zeitung» hätten auch schon in den 1980er-Jahren ihre überregionalen Bünde mit SDA-Meldungen gefüttert. Bei allem, was über den Tellerrand der Region hinaus geht, sei das «Gerede von den unabhängigen kleinen Zeitungen» deshalb ein «nostalgisches Märchen», schreibt Hollenstein.
Heute gehört die «Thurgauer Zeitung» zu den NZZ-Regionalmedien. Über diesen Anschluss habe der Regionaltitel nun «eine Mantelredaktion, die diesen Namen verdient».
Als Daueraufgabe bleibe, dass der regionale Blickwinkel auf die Bundespolitik, auf die nationale Wirtschaft, auf Kultur und Sport erhalten blieben, so Pascal Hollenstein.
Wenig Einordnung leisteten die Tamedia-Redaktionen zur Fusion ihres Verlags mit Goldbach. «Tages-Anzeiger», «Bund» und «Berner Zeitung» würdigten am Donnerstag auf ihren Online-Portalen die Heirat mit dem Werbevermarkter mit einer angepassten SDA-Meldung. Auch bei 20minuten.ch war nicht mehr zu finden.