Gemäss einer Recherche des Klein Reports haben einige Printtitel in der neusten MACH-Auswertung noch einmal signifikant verloren. Das wird in einem Jahresvergleich klar erkennbar, wenn man einen Signifikanztest macht und die Zahlen der Phase 2021-2 mit denen von 2022-2 vergleicht.
Zwar wird in der Branche ab und an behauptet, dass diese Zahlen nicht vergleichbar seien. Aber der Klein Report hat die methodischen Steckbriefe von einem Media-Experten vergleichen lassen. Demnach gibt es keine nennenswerten Neuerungen oder Änderungen.
Die Grundgesamtheit hat sich gegenüber 2022-1 nicht verändert, nur die Anzahl Interviews ist leicht höher. «Für uns ist das also eigentlich kein wirklicher Grund, die Zahlen nicht miteinander vergleichen zu können», so der Experte. Davor war die Phase der Pandemie.
Am härtesten getroffen hat es die Boulevard-Titel «Blick» und «20 Minuten». Diese haben im Durchschnitt am meisten verloren.
Doch die Verlage geben sich weiterhin optimistisch, wie der Klein Report auf Nachfrage erfahren durfte.
Im Reichweitenvergleich von der MACH Basic 2022-2 zur MACH Basic 2021-2 ist «20 Minuten» in verschiedenen Kategorien signifikant gesunken. In der Deutschschweiz zum Beispiel fiel die Pendlerzeitung von 1’008’000 auf 886’000. Wie erklärt sich das der 20-Minuten-Verlag?
Dazu meinte Eliane Loum-Gräser, Leiterin Kommunikation bei 20 Minuten, im Namen des Verlages, dass der Rückgang der Reichweite im Print sich hauptsächlich durch die Coronapandemie und die damit verbundene geringere Anzahl von Pendlerinnen und Pendlern erkläre. «Ein Teil des Befragungszeitraumes der aktuellen Wemf-Studie fällt in den Zeitraum, als die Coronamassnahmen noch allgegenwärtig waren. Zudem stellen wir auch fest, dass sich der strukturelle Wandel durch die Pandemie beschleunigt hat. Die Nutzung verschiebt sich zusehends in den digitalen Raum, während sich die Print-Auflage rund 20 Prozent unter dem Niveau von 2019 eingependelt hat.»
Bei Ringier ist im Reichweitenvergleich von der MACH Basic 2022-2 zur MACH Basic 2021-2 der «Blick» um mindestens 77 000 Leserinnen und Leser eingebrochen. Wie erklärt sich das der Ringier-Verlag?
Dazu meint man bei Ringier: «Wir betrachten die Zahlen etwas differenzierter. Dass Medien immer mehr online konsumiert werden und immer weniger auf Papier, ist eine Tatsache – und das veränderte Mediennutzungsverhalten ein hinlänglich bekannter Fakt. Durch die flächendeckende Homeoffice-Pflicht und teilweise Schliessungen beziehungsweise Einschränkungen (wie 2G-Pflicht) bei Restaurants und Gastrobetrieben ging der ‚Blick‘ durch weniger Hände. Dafür zahlt sich unsere Fokussierung auf die Auflagenwertigkeit und auf zahlende Abonnentinnen und Abonnenten aus. So konnten wir den Umsatz pro Abonnement erhöhen und den Rückgang der Abonnements merklich reduzieren. Ebenso erfreulich: Wir haben im Vergleich zu anderen Bezahlzeitungen weniger Abonnentinnen und Abonnenten verloren.»
Aber es soll ja hier nicht das Ende einer Epoche beschworen werden, wie das von ein paar sehr Zukunftsgläubigen dennoch bereits kolportiert wird. Was gedenken also die beiden Verlagshäuser zu unternehmen, um diesen Abwärtstrend zu stoppen?
Bei 20 Minuten heisst es: «Print ist und bleibt wichtig für ‚20 Minuten‘ sowohl im Nutzer- als auch im Werbemarkt. Wir setzen alles daran, den Leserinnen und Nutzern sowie unseren Werbekunden täglich auf allen Kanälen einen attraktiven Mix aus News und Unterhaltung zu bieten.»
Auch bei Ringier hat man die Flinte noch nicht ins Korn geworfen. Um den Abwärtstrend beim «Blick» zu stoppen, möchte man an der Dufourstrasse in Zürich die «Leserschaft weiterhin dort abholen, wo sie sich gerade befindet. Wir sehen an den hohen Zugriffszahlen, dass die Userinnen und User grösstenteils auf unsere Digital-Angebote zurückgreifen. So hat die Blick-Gruppe in den vergangenen Jahren deutlich mehr Leserinnen und Leser digital gewonnen als im Print verloren – und hat heute so viele Leserinnen und Leser wie noch nie. Trotzdem vernachlässigen wir den Printbereich nicht und investieren weiter in unsere Kundenbindungsprogramme. Dazu zählen insbesondere auch die erfolgreichen Massnahmen zur gezielten Stärkung der Abo-Auflage.»
Und beim «SonntagsBlick»? Dort beträgt der Rückgang bei der Leserschaft 51’000 Personen. Auch hier handelt es sich um einen signifikanten Abschwung. Frage des Klein Reports also: Was könnte beim Sonntagstitel der Grund sein aus Sicht des Verlages?
Die vom Mediensprecher Daniel Riedel übermittelte Antwort: «Neben den oben genannten Faktoren ist beim ‚SonntagsBlick‘ hervorzuheben, dass es sich um einen Titel handelt, der auch im Einzelverkauf eine hohe Nachfrage hat. Die mehrwöchigen Sonntagsverkaufsverbote und Kioskschliessungen Anfang 2021 sorgten für einen ausserordentlichen Rückgang der Einzelverkäufe, der sich bis heute auf die Leserschaftszahlen auswirkt.»
Fazit des Klein Reports: Wir nehmen diese doch sehr optimistischen Interpretationen zur Kenntnis. Die nächsten Wemf-Zahlen werden mehr zeigen.