Dicke Post für die SRF-Leitung: In einem gemeinsamen Schreiben kritisieren fünf SRG-Programmkommissionen den Rückzug der Online-Berichterstattung des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF) aus den Regionen. Der Strategiewechsel müsse überdacht werden, fordern sie.
Der Einschnitt kam im letzten September. Damals entschieden die SRF-Verantwortlichen, die Beiträge der «Regionaljournale» auf der Website und der App nicht mehr in einer eigenen «Regional»-Rubrik zu publizieren.
Ausgewählte Beiträge wurden seither nur noch in der «Schweiz»-Rubrik in die Inland-Berichterstattung eingeflochten. SRF begründete den Entscheid mit Erkenntnissen der User-Forschung. Bei Mitarbeitenden stiess der Entscheid auf Kritik, wie der Klein Report damals berichtete.
Nun regt sich auch an der SRG-Basis Widerstand. Und zwar so richtig. Die fünf SRG-Programmkommissionen der SRG Aargau Solothurn, SRG Bern Freiburg Wallis, SRG Region Basel, SRG Ostschweiz und SRG Zentralschweiz haben sich die Auswirkungen des Strategiewechsels genau angeschaut.
Ihr Fazit: Durch den strategischen Entscheid sei es zu einem «Perspektivenwechsel» gekommen. «Die ‚Regionaljournal‘-Redaktionen berichten nicht mehr ‚aus der Region für die Region‘, sondern ‚aus der Region für die Schweiz‘», schreiben die fünf Programmkommissionen am Dienstag.
Das führe dazu, dass Themen, die in der jeweiligen Region selbst als wichtig erachtet werden, digital nicht mehr vorhanden oder erkennbar seien. Die Regionalredaktionen hätten spürbar an Sichtbarkeit eingebüsst.
«Dass nicht mehr einzelne Beiträge aufgeführt sind, bewirkt auch, dass die ganze Arbeit der Regionalredaktionen nicht mehr wahrgenommen wird und beispielsweise einzelne Beiträge sich schlechter über soziale Medien teilen lassen», so die Kritik.
Verschlimmert werde die Sache noch durch die mangelhafte Suchfunktion, die schlechte Resultate liefert, wenn man nach einzelnen Beiträgen sucht, schreiben die fünf Programmkommissionen weiter in ihrer ausführlichen Stellungnahme.
Ihre Message an die SRF-Verantwortlichen: «Was nicht auffindbar ist, wird je länger, desto weniger nachgefragt.»
Dass SRF die Regionen in der Unsichtbarkeit untergehen lässt, stellten die Mitglieder der Personalkommissionen auch an sich selbst fest: «Etliche Mitglieder besorgen sich ihre regionalen News online nicht mehr in der SRF-News-App, sondern aus digitalen Angeboten anderer, privater Medien», schreiben sie weiter.
Da sich aber auch die privaten Medien aus wirtschaftlichen Gründen zunehmend aus der lokalen und regionalen Berichterstattung zurückziehen würden, so die Behauptung, wäre es umso wichtiger, wenn ein Service-public-Angebot in diesem Bereich aufrechterhalten würde.
Auch fürs Regionale in den SRF-Radios schwant den SRG-Programmkommissionen nichts Gutes. Sie befürchten, dass die «Regionaljournals» in Zukunft zu Regionalkorrespondenten zusammenschrumpfen könnten.
Der weitgehende Rückzug der SRG-Onlineberichterstattung aus den Regionen stehe einem Medienunternehmen im Dienste des Service public schlecht an. «Denn SRF muss sich nicht nur nach nationalen Quoten, sondern auch nach regionaler Relevanz ausrichten. Verbunden mit anderen Strategieanpassungen seitens SRF in letzter Zeit kommt da ein ungutes Gefühl auf.»
Bevor die Regionalinformationen womöglich noch mehr an den Rand gedrängt würden, sollen die SRF-Verantwortlichen den Strategiewechsel überdenken, so die Forderung an der SRG-Basis.