Content:

Dienstag
27.08.2024

Medien / Publizistik

Die Lieblingsprojekte von Pietro Supino JobCloud (50 Prozent) und die SMG Swiss Marketplace Group (30,73 Prozent) «wirtschaften erfolgreich»...

Die Lieblingsprojekte von Pietro Supino JobCloud (50 Prozent) und die SMG Swiss Marketplace Group (30,73 Prozent) «wirtschaften erfolgreich»...

Nicht ein Knall, ein ganz grosser Knall war es, den die TX Group am Dienstagmorgen verkündet hat: Im Druckbereich werden 200 Vollzeitstellen gestrichen, auf den Redaktionen 90.

Von den drei Druckereien wird bei der TX Group nur Bern weitergeführt. Das Centre d’Impression de Lausanne in Bussigny werde «voraussichtlich Ende März 2025 geschlossen werden, das Druckzentrum Zürich Ende 2026». Der Klein Report hat am Montag schon über den grossen Knall berichtet.

Im Druck seien in den letzten Jahren Überkapazitäten entstanden, «die es Tamedia nicht mehr ermöglichen, drei Betriebe wirtschaftlich zu betreiben», teilte das börsenkotierte Unternehmen am Dienstagmorgen um 03.30 Uhr mit. «Organisch sank der Umsatz der Gruppe im Vergleich zur Vorjahresperiode um 6,3 Prozent. Sowohl die Werbeeinnahmen bei Tamedia und 20 Minuten als auch das Druckgeschäft  entwickelten sich rückläufig. Tiefere Kosten für Material (insbesondere Papier) und Services sowie tiefere organische Personalkosten kompensieren den rückläufigen Umsatz», schreibt die TX Group mit Blick auf die Börse.

Denn die Lieblingsprojekte JobCloud (50 Prozent) und die SMG Swiss Marketplace Group (30,73 Prozent) «wirtschaften erfolgreich», heisst es. Goldbach, 20 Minuten und Tamedia seien im Medien- und Werbebereich seit vielen Jahren mit stetigen Veränderungen konfrontiert, was eine Reduktion der Komplexität und Neuausrichtung erfordere.

Der Online-Marktplatz Swissmarketplace Group (SMG) ist im Besitz der TX Group (30,73 Prozent), von Ringier (29,5 Prozent), der Mobiliar (29,5 Prozent) – wobei die  Mobiliar wiederum direkt 25 Prozent an Ringier hält – und dem Finanzinvestor General Atlantic (10 Prozent).

Dadurch, dass der «Tages-Anzeiger» von der Zürcher Werdstrasse seit ein paar Monaten nur noch eine Zwei-Bund-Zeitung ist, könne man sparen, frohlockte Pietro Supino noch an der Analystenkonferenz bei den Zahlen für 2023.

Im redaktionellen Bereich von Tamedia bleiben nur noch die Marken «Tages-Anzeiger», «BZ Berner Zeitung», «Basler Zeitung» und «24 heures». «Das Medienunternehmen hat unter Führung von CEO Jessica Peppel-Schulz eine neue Strategie entwickelt», beginnt hier die Mitteilung, die um 06.30 in die Welt verschickt wurde.

Die Kohlen aus dem Feuer muss das «neu aufgestellte Management von Tamedia» holen. Neben Peppel-Schulz, die seit 1. Oktober 2023 bei der TX Group ist, sind Simon Bärtschi als Publizistischer Leiter, Marc Isler (Chief Revenue Officer), der neu die Bereiche Consumer Business und Advertising verantwortet, sowie Patrick Rexroth (Chief Digital Officer) und Franz Bürgi (Chief Information Officer) verantwortlich.

Die Tageszeitung «Der Bund» und «Tribune de Genève» behalten ihren eigenen digitalen Auftritt. «Tamedia-Titel mit weniger Reichweite werden digital mit unterschiedlichen Konzepten in die vier grossen Plattformen integriert», heisst es zum Verschwinden dieser Einheiten.

Das Print-Portfolio bestehe weiter, «alle Tamedia-Marken werden als starke Printprodukte weitergeführt», schreibt die TX Group, ohne genaue Angaben zu machen. «Die #12 App sowie der ‚Verkehrsmonitor‘ werden eingestellt.»

Die Vermarktung bei Tamedia wird wie schon beim Pendlerblatt «20 Minuten» wieder umgestellt und alles ab Anfang 2025 in Eigenregie verkauft. «Mit der Integration der notwendigen Teams von Goldbach in Tamedia und mit mehr Nähe zu den Marken soll ein Wachstum bei den Werbeeinnahmen generiert werden», glaubt man beim Verlagshaus.

Die Entlassungen stehen «unter dem Vorbehalt der Ergebnisse der Konsultationsverfahren». Es kämen Sozialpläne und die Möglichkeit von Frühpensionierungen zur Anwendung.

Am Montagabend stand die Aktie der TX Group bei 159.20 Franken. Am Dienstagmorgen nach den Hiobsbotschaften sank sie. Mit 151.40 Franken ging sie aus dem Markt. Das entspricht einem Minus von 4,9 Prozent.

Insgesamt zählt der Bereich Tamedia 1'800 Mitarbeitende, wovon nun 290 Vollzeitstellen gestrichen werden.