Bei der TX Group bleibt wieder einmal kein Stein auf dem anderen: Verleger Pietro Supino stellt die gesamte Gruppenstruktur um.
«Namentlich wird auf die Zwischenebene separater Verwaltungsräte für die Unternehmen Goldbach, Tamedia und 20 Minuten verzichtet», teilte die TX Group in einer Ad-hoc-Mitteilung am Donnerstagmorgen mit. In diesen Unternehmen trügen die CEOs mit ihrem Management die Ergebnisverantwortung und würden in Zukunft direkt an den Verwaltungsrat der TX Group berichten.
Neu wird «als Bindeglied zum Verwaltungsrat» die Position Group COO neu ausgerichtet, heisst es weiter. Die Stelle werde voraussichtlich im Verlauf des zweiten Quartals 2024 besetzt.
«Im Zuge der angestossenen Organisationsentwicklung wird sich Pietro Supino als Verleger und vollamtlicher Präsident auf diese Aufgaben konzentrieren und den Vorsitz der Gruppenleitung abgeben», schreibt der börsenkotierte Konzern. In diesem Zusammenhang verlässt Sandro Macciacchini, Mitglied der Gruppenleitung und Chief Operating Officer, verantwortlich für die Group Services Finanzen, HR, Recht, IT und Immobilien das Unternehmen nach 25 Jahren.
Die dezentrale Organisationsstruktur wurde erst 2020 eingeführt. «Dazu wurde die Transparenz in den Segmenten erhöht und ein systematisches Beteiligungs- und Portfoliomanagement eingeführt», schreibt die TX Group zur Struktur.
Der Umsatz der TX Group stieg dank der Übernahme des Aussenwerbekonzerns Clear Channel Schweiz um 6,2% auf 982,5 Millionen Franken, organisch ist der Umsatz aber um 1,9% gesunken.
Dafür gibts eine «Verbesserung der Rentabilität»,wie die TX Group mitteilt: «Das normalisierte Betriebsergebnis (EBIT adj.) erhöhte sich um 43%, wozu die SMG Swiss Marketplace Group wesentlich beigetragen hat.»
Im Hauptsegment Tamedia (unter anderem mit «Tages-Anzeiger», «SonntagsZeitung», «Berner Zeitung», «Basler Zeitung») sank der Umsatz von 464,4 Millionen (2022) auf 446,4 Millionen Franken im vergangenen Jahr. Beim Flaggschiff «Tages-Anzeiger» stellte der Verlag vor ein paar Tagen auf ein Zwei-Bund-System um.
Der Gesamtumsatz bei 20 Minuten, inklusive Österreich, stieg von 115 Millionen auf 118,4 Millionen Franken.
Der Vermarkter Goldbach in Küsnacht stieg deutlich von 191,5 Millionen auf 274,7 Millionen Franken. Dies wegen der Übernahme von Clear Channel Schweiz Anfang 2023. Dies sei «für Goldbach ein Meilenstein» gewesen.
Hier kommt es etwas unverhofft zu einem Wechsel an der Spitze: Michi Frank verlässt nach 24 Jahren die Goldbach Group. Die letzten elf Jahre war er CEO. «Im Sommer 2024 übergibt er seine Funktion als CEO an Christoph Marty, aktuell CEO der Goldbach Neo OOH», schreibt die TX Group, die nur dank der Goldbach im Umsatzplus geblieben ist. «Michi Frank will sich neu orientieren», heisst es dazu. Er bleibe Delegierter des Verwaltungsrats der Goldbach Media und werde Christoph Marty beratend zur Seite stehen.
«Ich habe mich zu diesem Schritt entschieden und freue mich auf neue Mandate, um künftig mein Wissen in beratenden Funktionen einzubringen. Zudem freut es mich, die Führung an Christoph Marty zu übergeben. Ich bin überzeugt, dass er die optimale Besetzung ist, um Goldbach in die Zukunft zu führen. Durch mein langfristiges Mandat bei der Goldbach Media werde ich weiterhin mit dem Unternehmen verbunden bleiben», lässt sich Michi Frank zitieren.
Das Segment TX Markets fiel von 139,7 Millionen auf 133,8 Millionen Franken im 2023. Hier sind die Beteiligungen JobCloud (vollkonsolidiert, TX Group hält 50% des Kapitals) und SMG Swiss Marketplace Group, (At-Equity-Konsolidierung, TX Group hält 30,74%) zusammengefasst. In der Online-Plattform SMG sind ImmoScout24, AutoScout24, MotoScout24, FinanceScout24 und anibis.ch von Ringier und der Mobiliar sowie ricardo.ch, tutti.ch, homegate und Car For drin.
Der Online-Marktplatz SMG Swiss Marketplace Group ist im Besitz der TX Group (30,74%), von Ringier (29,5%), der Mobiliar (29,5%) – wobei die Mobiliar wiederum direkt 25% an Ringier hält – und dem Finanzinvestor General Atlantic (10%).
Group & Ventures sank von 180,6 Millionen auf 159,4 Millionen. Nachdem das Kostenreduktionsprogramm 2020 bis 2023 in der Höhe von 20 Millionen Franken erfolgreich abgeschlossen worden sei, bleibe «ein striktes Kostenmanagement bei den zentralen Diensten wichtig», heisst es zu dieser Absenkung.
Der Immobilienbereich hat vor Kurzem für viel Aufregung gesorgt, wie der Klein Report ausführlich berichtet hat, da die TX Group angekündigt hat, Druckereien darin schliessen zu wollen.
Beim Anlagevehikel TX Ventures ist der Fintech-Fonds Mitte 2023 aufgelegt worden. «Bereits existierende Beteiligungen an Fintech-Unternehmen, wie zum Beispiel neon und Stableton, wurden in den Fonds überführt und neue Investments getätigt.»
Das Portfolio umfasse per Ende 2023 16 Beteiligungen, «knapp 50 Prozent der Zielgrösse des Fonds wurden bereits in Fintech Start-Ups investiert», heisst es dazu.
Doodle habe sich als B2B-Software-as-a-Service-Unternehmen positioniert und Zattoo habe im 2023 wiederum ein profitables Jahr gehabt. «In der Schweiz und in Österreich konnten die Subscriptions gesteigert werden, wohingegen Deutschland hinter den Erwartungen blieb.»
Die Nettoliquidität der TX Group steht nur noch bei 23,9 Millionen Franken.