Keine Woche ohne gravierende personelle Massnahmen beim «Tages-Anzeiger». Nun erhält die Chefredaktion eine neue Struktur. Und die Lokalredaktionen in Winterthur, Bülach und Wädenswil werden künftig von Zürich aus gesteuert.
Das Gute vorweg: Der «Tages-Anzeiger» hält an den Redaktionsstandorten in Winterthur (für den «Landboten»), Bülach («Zürcher Unterländer») und Wädenswil («Zürichsee-Zeitung») fest – vorläufig.
Doch faktisch ist die Eigenständigkeit der Lokalredaktionen Schnee von gestern. Wie Tamedia in einer internen Mitteilung ankündigte, werden «der bisherige Zürcher Zeitungsverbund (die Lokalredaktion des ‚Tages-Anzeigers‘ sowie die Redaktionen des ‚Landboten‘ in Winterthur, des ‚Zürcher Unterländers‘ in Bülach und der ‚Zürichsee-Zeitung‘ in Wädenswil) in den ‚Tages-Anzeiger‘ integriert und von der neuen Chefredaktion verantwortet».
Der neue Zentralismus wird durch die Aufstellung einer «Super-Chefredaktion» zementiert. Die bisherige Chefredaktorin Raphaela Birrer erhält «Flankenschutz» durch den früheren Sportchef Ueli Kägi sowie den ehemaligen «Weltwoche»- und Ringier-Redaktor Andreas Kunz. Matthias Chapman verbleibt im Führungsgremium.
Chapman, ein Mann des Newsrooms und des Online-Universums, rückt zu Birrers Stellvertreter auf, Kägi soll die Integration der Zürcher Titel und Ressorts in den «Tages-Anzeiger» umsetzen. Kunz, der bisherige Redaktionsleiter der «SonntagsZeitung», ist verantwortlich für deren Integration in den «Tages-Anzeiger». Der frühere Chefredaktor Arthur Rutishauser bleibt an der Spitze der «SonntagsZeitung».
Man darf gespannt sein, wie sich diese Neubesetzungen auf die Qualität der grössten Zürcher Tageszeitung auswirken. Für die Leserschaft bleibt zu hoffen, dass ein altes Sprichwort NICHT eintritt: Zu viele Köche (beziehungsweise Köchinnen) verderben den Brei.